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Wie aus der Ortsbezeichnung "Ordenberg" nach
1900 die Schreibweise "Ortenberg" entstand

eine Streitschrift über die richtige Schreibweise
der Ortsbezeichnung "Ordenberg" / "Ortenberg"


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Blick vom Ortenberg nach Marburg

Blick vom Ordenberg in Richtung der Stadt Marburg (ca. 1910)



    "Ordenberg" ist nicht mit "Ortenberg" gleichzusetzen

    Meiner Darstellung, dass das Ortenbergviertel eigentlich "Ordenbergviertel" genannt werden müsste - veröffentlicht in der Oberhessischen Presse am 24. August 2012 - widersprach Stadtarchivar Dr. Hussong in der gleichen Zeitung am 6. September 2012 mit einem Bezug auf Aussagen von Archivar Dr. Küch aus den Jahren 1919/20. Leider beziehen sich beide Historiker ausschließlich auf ihre Quellen aus dem Mittelalter und bringen sie nicht in Verbindung mit geografischen Gegebenheiten der letzten beiden Jahrhunderte.

    Begründet ist die Schreibweise als Ordenberg aus der geografischen Entwicklung dieses Gebietes und sollte anerkannt werden. Mehrere kundige Marburger haben bereits auf eine Umbenennung - bisher leider erfolglos - gedrängt.

    Im 19. Jahrhundert und noch Jahrzehnte später, als das Gebiet unterhalb von Spiegelslust parzelliert wurde, sind dort Flurnamen mit Bezug auf ehemalige Ländereien des Deutschen Ordens in verschiedenen Variationen bis zur Straßenbenennung "Ordenbergstraße" nahezu durchgängig mit "d" geschrieben worden. Eine Vielzahl von Belegen in Akten, Baulandskizzen, Bauamtsdokumenten, Verträgen und anderen Schriftstücken sowie zeitgenössische Berichte in der Lokalpresse beweisen dies.

    Quellen:

    • Staatsarchiv, Bestand Marburg, C 7627 - Bau einer psychiatrischen Klinik, 1909-1916, S. 15, 17, 21, 99, 106,133, 135, 185.
    • Dazu Gemarkungskarten von Marburg aus den Jahren 1876, 1888 usw. (Bauamt Marburg im Maßstab 1:2000).
    • Ebenso in Akte Stadtarchiv Marburg, H 742 - Ausbau eines Weges nach Spiegelslust: Zeichnungen und Schreiben mit Verwendung der Schreibweise "Ordenberg".


    Nahezu sämtliche Flurstücke zwischen dem Krummbogenweg und dem Königlichen Staatswald unterhalb Spiegelslust und Klammberg erhielten Bezeichnungen, die sich in der Namensgebung vor allem auf Besitzer oder Vorbesitzer bezogen. Beispielsweise ist die Bezeichnung "Heppes Acker" noch lange im Volksmund gebraucht worden.

    So erschien erstmals 1888 in Katasterkarten des Bauamtes als eingetragener Flurname "Orden Bergs Gärten". Nicht die Nachschau in kaum den Bürgern zugänglichen alten Akten begründeten die Namensgebung der Flurstücke, sondern die Flurnamen entstanden aus Bezügen zu derzeitigen oder vorherigen Eigentümern. Die Erinnerung an den Deutschen Orden und seine Ländereien war unzweifelhaft in Marburg immer lebendig geblieben. Die Flurstücke lagen unterhalb von Klammberg, Spiegelslust (371 m) und Schanzenkopf.

    Die Lahnberge (Gesamtbegriff für diesen Bergrücken) waren von Geographen kartiert worden. Ein Blick auf die Karten zeigt, dass der Ortenberg (mit 380 m geringfügig höher als die anderen kleinen Kuppen) in Richtung Osten weit entfernt von Spiegelslust angesiedelt ist. Er war - anders als die westlich liegenden Erhöhungen Klammberg, Spiegelslust oder auch Kornberg und Schanzenkopf - damals kaum zugänglich und für die Marburger ohne Bedeutung.

    Baedecker-Karte von 1899

    Baedecker-Karte von 1899


    Man darf annehmen, dass es bei der lange allgemein geführten Schreibweise "Ordenberg" geblieben wäre, wenn es nicht zwei Fehlleistungen gegeben hätte, von der nur die erste eine entsprechende Korrektur fand. Die Bezeichnung Ordenberg für den Hang zwischen Krummbogenweg und Waldgrenze wurde um 1900 irrtümlich auch für den Berg verwandt, der ober-halb der ehemaligen Ländereien des Deutschen Ordens liegt.

    Diese falsche Verwendung führte sogar so weit, dass in dem "Stadtplan Marburg" von Baedecker (Reiseführer Nordwestdeutschland 1899) für den fast 1000 Meter östlich von Spiegelslust gelegenen Ortenberg die Schreibweise "Ordenberg" übernommen wurde. Dieser Fehler wurde von Archivrat Dr. Küch in einem Schreiben an den Magistrat korrigiert. Der Ortenberg war als Name (Ort = Grenze?) seit dem 14. Jhd. bekannt und benutzt.

    Es kann jedoch kein Zweifel bestehen, dass der heute in der unmittelbaren Nähe des Partikel-therapiezentrums und des Heizwerks liegende, von einem Wanderer kaum als Bergkuppe wahrzunehmende kleine Hügel Ortenberg geografisch keine Verbindung zu den Ländereien und späteren Bebauungen unterhalb des Spiegelslustberges hat. Die kleine Erhebung Orten-berg - allerdings mit wenigen Metern Unterschied die höchste der nördlichen Lahnberge - ist von Marburg aus weder vom Schloss und schon gar nicht von der Lahnaue her zu sehen.

    Die anschließend von Dr. Küch vorgenommene Übertragung der Bezeichnung Ortenberg auf das Ordenberggebiet vor Spiegelslust widersprach allen geografischen Gegebenheiten und muss als willkürlich angesetzt werden. Die Stadt übernahm ohne Prüfung geografischer Zuordnungen die vorgeschlagene Schreibweise. Bei der notwendig vorzunehmenden kritischen Betrachtung werden die Argumente der Historiker auch nicht stichhaltiger, wenn von ihnen der Besitz der Ländereien des Deutschen Ordens östlich der Lahn als "zufälliger Besitz" herabgestuft wird.

    Eine Anzahl von Bürgern hat sich in der Folgezeit mit der angeordneten fehlerhaften Schreibweise nicht abfinden können. An Bemühungen honoriger Bürger, die Anträge auf Berichtigungen stellten, hat es nicht gefehlt. Bereits Ende 1921 hatte der ehemalige Oberbürgermeister Ludwig Schüler, danach als Stadtverordneter aktiv, mit weiteren Stadtverordneten einen Antrag formuliert, die Schreibweise von Ortenbergstraße wieder in Ordenbergstraße zu ändern und das Ortenberggebiet wieder zum Ordenberggebiet zu machen. Dieser Antrag wurde nicht realisiert.

    Auch der Lokalhistoriker und Zeitungsherausgeber Hermann Bauer hatte sich nach dem 2. Weltkrieg - ebenfalls vergeblich - dafür eingesetzt, dem Stadtteil unterhalb von Spie-gelslust mit "Ordenberg" wieder die richtige Schreibweise zurückzugeben.

    Es liegt in der Hand der Bewohner dieses Gebietes selbst, eine Korrektur zu veranlassen. Die historischen Wurzeln ihres zwischen Krummbogen und Waldgelände unterhalb Spiegelslust gelegenen Stadtteils liegen in der Nachfolge des über Jahrhunderte genutzten Anwesens des ehemaligen Deutschen Ordens. Die Bezüge und die zugeordnete Identität zu dem kilometer-weit entfernten und näher an Bauerbach liegenden historischen Ortenberg sind konstruiert und treffen nicht die Entwicklung des Gebietes seit dem 19. Jahrhundert. Sie berücksichtigen nicht die geografischen Gegebenheiten, die jeder in den vorliegenden Stadtplänen von Marburg nachprüfen kann.

    PS: Eine exakte geografische Darstellung der Gebiete vor und hinter Spiegelslust auf den Lahnbergen mit der differenzierten geografischen Darstellung von "Ordenberg" und "Ortenberg" ist aus der offiziellen Reichskarte der Staatsverwaltung Preußen zu entnehmen: Karte von 1922, Reichsamt Berlin, offizielle Reichskarte, Einheitsblatt Nr. 96, Berleburg-Fritzlar-Marburg-Ziegenhain (Ausschnitt) - hier angefügt:

    Ausschnitt Reichskarte 1922 - Marburg


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