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Hofkünstler Lucas Strack-Bellachini




Kleine Reihe von Marburg, Band 7:

Der Marburger Bellachini

Erinnerungen an Lucas Strack-Bellachini (1861-1930)



66 Seiten, Format DIN A5, viele Abbildungen



Vorwort
Siebzig Jahre nach seinem Tode ist ein Mensch vergessen, so heißt es. Nur Namen von Außergewöhnlichen bleiben der Nachwelt erhalten. Früher waren es vor allem Herrscher, die ein Reich g ründeten oder in großen Schlachten siegreich waren. Die Verlierer treten dabei jeweils in den Hintergrund. In den Zeiten, in denen schriftliche Überlieferungen mit vielfacher Verbreitung möglich wurden, blieben Werke von bedeutenden Dichtern, Komponisten und Wissenschaftlern erhalten. Ihr Andenken war damit gesichert. Oft traf diese mit ihren Werken erst der Nachruhm.

Anders erging es denjenigen, die in früheren Zeiten durch ihre gekonnten Darbietungen hohe Aufmerksamkeit erreichten. Sie begeisterten ihre Anhänger durch beste Unterhaltung. Doch der Augenblicksruhm konnte nicht überdauern, (noch) nicht konserviert werden. Der Spruch Er singt wie Caruso zeigt, wie vergänglich Berühmtheit sein kann. Jedermann wusste noch vor einigen Jahrzehnten, wer und was damit gemeint war. Doch dieser Glanz ist vergänglich. Die Zeit geht darüber hinweg. Der Marburger Bellachini, Zauberkünstler und Magier, galt als der Beste oder zumindest als einer der Besten seines Genres.

Wer damals vom Marburger Bellachini sprach und Geschichten von ihm erzählte, drückte damit zugleich seinen Stolz auf die große Bekanntheit und das unvergleichliche Können des Meisters aus. Für die Marburger war Lucas Strack ihr Bellachini. Und mit der für ihn benutzten Bezeichnung Der Marburger Bellachini trug er den Namen seiner Heimatstadt durch ganz Europa. Er war in den Jahrzehnten um 1900 unzweifelhaft der berühmteste Marburger überhaupt.

Noch eine Bemerkung: Denjenigen, die in ihrer Jugend nicht in den Marburger Gassen gespielt haben, muss erklärt werden, dass man Bellachini mit einem stimmlosen "ch" wie in Buch ausspricht - nicht nach italienischen Regeln. Lucas Strack-Bellachini wurde 1930 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Marburger Hauptfriedhof an der Ockershäuser Allee beigesetzt. Sein Grab wurde später aufgelöst, der Grabstein wurde aufbewahrt. Ansonsten gibt es in seiner Heimatstadt keine wei-teren ehrenhaften Hinweise auf den einst berühmtesten Sohn der Universitätsstadt. Für den Marburger Friedhof gibt eine dankenswerterweise erstellte Auflistung von Persönlichkeiten, die dort begraben sind.

Der Hinweis auf den Grabstein des 1930 verstorbenen Hofzauberkünstlers ist auf der Liste nicht zu finden. Neapel, die Heimatstadt von Enrico Caruso, erinnert sich gerne mit Hinweisen an den ansonsten über Neapel hinaus in der Versenkung verschwundenen ehemals berühmten Sohn der Stadt.

Dieser kleine Band soll dazu beitragen, dass heute, mehr als siebzig Jahre nach seinem Tode, die Geschichten und Erfolge des einst europaweit bekannten Varietisten Lucas Strack-Bellachini in seiner Heimatstadt nicht in Vergessenheit geraten und das Andenken bewahrt bleibt.

Der Autor

Marburg, im Oktober 2013

P. S.

Der Autor selbst hat persönliche Erinnerungen an Bellachini. Mein Vater, Jahrgang 1890, erzählte mir oft, wenn die Sprache auf den Zauberkünstler kam, von seinen Erlebnissen mit ihm. Beide waren in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Mitglieder im Gesangverein Liederkranz.

Dieser hielt seine Singstunden in der Gaststätte Lahnlust am Wehrdaer Weg ab. Das Wohnhaus von Bellachini lag fast gegenüber. Wenn mein Vater am Ende der Übungsstunde von Bellachini gefragt wurde: "Wieviel Uhr ist es denn?", dann war klar, dass er selbst die Uhr vorher mit einem Ablenkungsmanövern an sich genommen hatte. Er gab sie wie immer lachend zurück und freute sich über seinen Schabernack. Weitere Geschichten des Zauberkünstlers machten immer die Runde. Sie dürfen nicht vergessen werden.


Dritte, erweiterte Auflage

Unter Nutzung weitere Quellen wie den Darstellungen zu Bellachini-Strack durch den Herausgeber Carl Willmann in der Zeitschrift "Die Zauberwelt" (1901) konnten zahlreiche Ergänzungen eingefügt werden.

Für den Marburger Friedhof gibt eine dankenswerterweise erstellte Auflistung von Persönlichkeiten, die dort begraben sind. Der Hinweis auf den Grabstein des 1930 verstorbenen Hofzauberkünstlers ist nach Erscheinen dieses Bandes aufgenommen worden.

Marburg, im November 2013


Kapitel 1


Kaspar Ludwig Strack wird 1861 in Ebsdorf geboren Geboren wurde der später berühmte Zauberer am 23. April 1861 in Ebsdorf im Kreis Marburg als Kaspar Ludwig Strack - wie es die Geburts- und Sterbeurkunde verzeichnet. Auf seinem Grabstein ist der Name Strack-Bellachini eingraviert. So nannte er sich als Zauberkünstler. Bis zu seinem Tode blieb er bei dieser Namensgebung.

Seinen Vornamen gab er bereits in jungen Jahren entgegen der offiziellen Schreibweise mit Lucas an, manchmal auch Lukas geschrieben. Den großen Bekanntheitsgrad mit seinen Auftritten in ganz Europa erreichte Lucas Strack-Bellachini mit der Bezeichnung "Der Marburger Bellachini". Für die Marburger war er bis zum Lebensende und darüber hinaus kurz und bündig der "Bellachini".

Die Familiengeschichte stellt sich sehr verzweigt dar. Der Großvater von Lucas Strack hatte zweimal geheiratet. Der Vater Johann Strack (1829-1906), von Beruf Schuhmacher, war ein Sohn aus der ersten Ehe. Die Kinder der zweiten Ehe sollen über dreißig Jahre jünger gewesen sein. Die Mutter von Lucas war Hennriette Luckhardt (1829-1907).

Über den Vater von Strack-Bellachini berichtet sein Enkel Ludwig in einer eigenhändigen Aufzeichnung folgendes: Johann Strack hätte 1848 nach den damaligen politischen Unruhen nach England fliehen müssen und sei erst sechs Jahre später - also sieben Jahre vor der Geburt von Lucas Strack - wieder zurückgekommen.

Das Geburtshaus von Lucas in Ebsdorf dürfte das in den Urkunden als Haus Nr. 73 aufgeführte gewesen sein. Dieses Haus wurde offenbar um 1875 abgerissen. Zu dieser Zeit war Johann Strack mit seiner Familie bereits nach Marburg übergesiedelt.

In dem Haus, das an gleicher Stelle errichtet und seit 1875 in der Chronik dort als Haus Nr. 113 geführt wird, wohnten seine Verwandten. Für die heute dort wohnende Familie Lemmer ist der Dorfname Strack gebräuchlich.

Ebsdorf im 19. Jahrhundert

Um das Lebenswerk des Hofzauberkünstlers Strack-Bellachini würdigen zu können, ist es notwendig, sich zu vergegenwärtigen, welchen Situationen er als Knabe in einem kleinen Dorf im Kreis Marburg im 19. Jahrhundert ausgesetzt war. Die Bedingungen auf dem Lande waren in der Kaiserzeit noch sehr hart. Die vielzitierte gute, alte Zeit fand dort nur ausnahmsweise statt.

Die Gemeinde Ebsdorf liegt bevorzugt in einem Landstrich mit ringsum fruchtbaren Böden. In der Gemeinde gab es sicherlich reichere Bauern als in den meisten anderen Dörfern im Kreis Marburg. Doch musste auch in Ebsdorf jeder um sein Auskommen kämpfen.

Die Familie Strack gehörte nicht zu den Vermögenden im Dorf. In der Familie Strack kommen mehrere Schuhmacher vor. Bis 1900 sind die Verwandten von Lucas Strack mehrfach mit diesem Beruf verzeichnet.

Schuhmacher war im 19. Jahrhundert einer der meistgenannten Berufe in der Aufzählung der Handwerker eines Dorfes oder einer Stadt. Im kleinen Dorf Ebsdorf wurden in einer Aufstellung der Berufstätigkeiten für die Zeit nach 1850 alleine sieben Schuhmacher genannt.

Dahinter rangierten sechs Maurer, vier Leineweber und drei Wagner. Die Mehrheit der in Lohn Beschäftigten dienten jedoch bei den Bauern als Knecht - oder sie suchten als Landarbeiter eine Tätigkeit. Bargeld gab es selten. Zumeist wurde der Lohn in Naturalien ausgezahlt.

Die reichen Bauern bestimmten das Leben im Dorf. Sie gaben den Ton an. Aber für alle galt: Was auf den Feldern erarbeitet, als Vieh angefüttert, als Früchte im Garten oder von Bäumen am Feldesrand geerntet wurde, musste zugleich in mühsamer Arbeit für die Winterzeit eingekocht, gepökelt oder auf vielfältige andere Weise haltbar gemacht werden. Jeder musste autark wirtschaften.

Auf den Feldern angebaut wurde meist der mannshoch stehende Roggen oder Hanf. Heute sind diese Felder nicht mehr anzutreffen. Diese Lebenswelt ist untergegangen. Fiel durch eine Missernte, ein Unwetter - was in den Chroniken für fast jedes Jahrzehnt verzeichnet war - oder ein Unglück ein Teil der Vorratsbeschaffung aus, so war Hungern angesagt.

Im Wechsel der Jahreszeiten gab es mehrere Festtage, sowohl von der Kirche festgelegt als auch aus anderen Anlässen. Rituale bestimmten den Jahresablauf. Ein Viehmarkt war in Ebsdorf Tradition. Die Kinder konnten sich Kleingeld verdienen durch das Sammeln von Tannäpfeln und Heidelbeeren und dieses dann an einem Stand gegen Zockerstee eintauschen.

In den Häusern wurden in dieser längst vergangenen Zeit die Fußböden mit Streusand hell geschrubbt. Einen Anstrich mit Farbe gab es noch nicht. Jedermann trug die Dorftracht. Schuhe wurden nur an Festtagen angezogen und wenn man in die Kirche ging. Dort saß man auf den Kirchenbänken immer am gleichen Platz.

Ansonsten wurde barfuß gelaufen. Die Fußsohlen der Kinder waren hart von den Schwielen, so dass die Jungen und Mädchen ohne Schuhe über die Stoppeläcker laufen konnten. Jedes Jahr im Herbst wurden nach der Ernte von den ärmeren Dorfbewohnern die noch auf den Feldern umher liegenden restlichen Ähren eingesammelt.

In einigen Dörfern gab es Pferdebauern, ansonsten herrschte die Unterteilung in Kuhbauern und Ziegenbauern vor. Im verhältnismäßig reichen Ebsdorf waren wohl die meisten Bauern als Kuhbauern zu be-zeichnen. Sie hoben sich von den Ziegenbauern ab.

Gebacken wurde am heimischen Herd oder im Dorfbackhaus. Jedes Haus hatte eine Pumpe, woraus das Wasser geholt wurde. Das von den Feldern geerntete Flachs wurde von den Leinewebern verarbeitet. Das grobe Leinen wurde in engen Stuben und Kammern verfeinert. Die Wolle der Schafe wurde im Winter in Spinnstuben zu Garn gedreht. Beim Schlachten benutzten die Bauern große Kupferkessel, in denen Fleisch und Wurst gekocht wurde.

Die Nachrichten im Ort wurden durch einen Ausrufer bekannt gegeben. An festgelegten Stellen wurden die Neuigkeiten unter die Leute gebracht. Mit dem Schwingen der Schelle kam man rasch aus den Häusern auf die nach Regenfällen oft morastigen Wege. Ansonsten wurde die Ruhe im Dorf nicht gestört. Es gab noch keine Maschinen. Nur das Gackern der Hühner und Gänse oder machmal das Hämmern am Amboss war zu hören.

Politische Einflüsse fließen auf den jungen Lucas ein



Von der Kindheit in Ebsdorf und den ersten Jahren der Schulzeit des Lucas Strack sind keine Dokumente oder Berichte überliefert. Zu Hause hat er wohl oft genug von den Erlebnissen seines Vaters mit seiner Flucht 1848 nach England zu hören bekommen. Dies muss prägend gewesen sein für sein späteres politisches Engagement.

Es waren dies die Erzählungen von den Kämpfen des Vaters im Revolutionsjahr, das Eintreten für die reichsdeutschen Strömungen, die Auswirkungen der Gegenrevolution und die anschließenden Verfolgungen. Die Wirkungen dieser Berichte auf ein Kind können nicht überschätzt werden. Man muss davon ausgehen, dass Lucas ein aufgeweckter Junge gewesen ist. Ihm wird kaum entgangen sein, dass die meisten Bauern beim Verkauf ihres Viehs ihr Übel in den jüdischen Viehhändlern sahen. Diese hatten den dörflichen Viehhandel weitgehend beherrscht.

Oft genug wird sich ein Bauer nach dem Verkauf seines Viehs - ob zu Recht oder nicht - über den schlechten Preis beklagt haben. Die Minderheitsstellung der Juden, die seit jeher in Anklage standen, beförderte noch die Verdächtigungen.

Von Ebsdorf nach Marburg


Um Waren zu verkaufen, liefen die Bauern nach Marburg zum dortigen Markt. Jeden Samstag - später auch jeden Mittwoch - war in der Stadt Markttag. Zu dieser Zeit bedeutete der Weg von Ebsdorf nach Marburg einen fast zehn Kilometer langen Fußmarsch über den Frauenberg. Die Kreisbahn, welche den Weg nach Marburg später bequemlicher machte, wurde erst Jahrzehnte später in Betrieb genommen.

War man auf der Höhe des Frauenbergs angelangt, führte der Fußweg abwärts nach Cappel. Das Hausdorf von Marburg wurde oberhalb umgangen. Weiter ging es danach über den Alten Ebsdorfer Weg bis zur Cappeler Höhe. Hier war man schon in Marburg und das Schloss lag fast greifbar vor einem. Weiter ging der Weg bergab über den Bahnübergang bis nach Weidenhausen. Der Marktplatz, die Mitte von Marburg, wurde erreicht über die Lahnbrücke und den Hirschberg hinauf.

Diesen Weg nahm die Familie Johann Strack mit ihrem gesamten Hausrat auf einem Leiterwagen geladen auf sich, um nach Marburg umzusiedeln. Als die Familie in Marburg angekommen war, sollte diese kleine Stadt für immer ihre Bleibe sein. Marburg war von nun an der Lebensmittelpunkt von Lucas Strack. Folgerichtig wurde er wenige Jahre später mit dem Namen der Universitätsstadt an der Lahn verbunden. Nachdem er durch seine Erfolge im Deutschen Reich und darüber hinaus bekannt wurde, beschrieb man ihn als den Marburger Bellachini. Lucas Strack trug den Namen von Marburg durch ganz Europa.


Kapitel 2


Lucas Strack wird Stadtkapellmeister in Marburg Schuhmachermeister Johann Strack war spätestens im Jahr 1872 oder 1873 mit seiner Familie von Ebsdorf nach Marburg gezogen. Vater Strack muss sich keine gute Zukunft mehr in Ebsdorf erhofft haben. Wahrscheinlich hatte Lucas noch in Marburg die letzten Jahre seiner Schulzeit verbracht. Die erste Aufzeichnung im Adressbuch von Marburg für Strack, Schuhmacher erscheint 18744. Angegeben als Adresse ist Haus-Nr. 126 (später bezeichnet als Nicolaistraße 8).

Für den kaum mehr als zehn Jahre alten Lucas Strack muss der Umzug vom Dorf in eine – wenn auch noch so kleine – Stadt wie Marburg5 ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein. In Marburg gab es viele seit Jahrhunderten eingefahrene Abläufe und städtische Einrichtungen. Den musisch begabten jungen Mann dürften vor allem die bestehenden kulturellen Strukturen interessiert haben: die Gesangvereine, die privaten Musiker und Musikkapellen, die zahlreichen Auftritte der Militärkapelle des 11. Hessischen Jägerbataillons und die Festveranstaltungen der vielen Vereine in den reichhaltig vorhandenen Wirtschaften. Die Bürgerschaft mit den Studenten und deren Universitätslehrern hatte viel zu feiern.

Meist gab es zuerst ein Konzert und danach spielten die Kapellen zum Tanzkränzchen auf. Außer zu den Gaststätten in Marburg zogen die Bürger und Studenten gerne in die Wirtschaften der Hausdörfer mit ihren Gärten: nach Ockershausen zu Ruppersberg oder nach Wehrda in den Lahngarten. Ein begabter Musiker war dabei sicherlich gefragt. Lucas muss sich umgehend noch sehr jung an Jahren mit seiner musikalischen Begabung den ortsansässigen Musikern angeschlossen und Erfolg gehabt haben.

Vater Johann Strack hatte es mit seinem Beruf als Schuhmacher in Marburg mit Sicherheit schwerer, um hier Fuß fassen. Immerhin gab es in Marburg zu dieser Zeit etwa einhundert Schuhmacher.



Markt 23 - eines der von Lucas Strack in Marburg bewohnten Gebäude


Aber ihm wurden besondere Fähigkeiten nachgesagt. Der Schuhmachermeister soll sich eine gewisse Berühmtheit wegen seiner oft gelobten Brautschuhe geschaffen haben.

Im Adressbuch ist nachzulesen, dass die Familie, nachdem sie in Marburg angekommen war, fast jedes Jahr eine neue Adresse angegeben hatte. Für 1876 ist Haus-Nr. 303 verzeichnet. Danach wird Lucas Strack genannt unter Wettergasse 26, Weidenhausen 1, Nicolaistraße 2, Hofstadt 23, Markt 23 und Nikolaistraße 7. Vater und Sohn sind meist im gleichen Haus angemeldet.

Die letzten Jahrzehnte gemeinsamen Lebens hatten sie zusammen am Wehrdaer Weg 7 gewohnt. Erst nach 1900 hatte die Familie dort in einem mehrstöckigen Haus ein endgültiges Domizil gefunden. Lucas Strack-Bellachini hatte es gekauft von seinen offenbar reichlich sprudelnden Einnahmen durch die erfolgreiche Vorstellung seiner Künste in ganz Europa. Das Haus bewohnte seine Familie über das Todesjahr von Strack-Bellachini hinaus noch lange Zeit. Erst nach dem 2. Weltkrieg und mehrere Generationen später wurde das Haus von der Familie eines seiner Enkel veräußert.

Militärdienst und Gelderwerb als Leiter der Stadtkapelle



Nach seiner Konfirmation war Lucas in verschiedenen größeren Musikkapellen tätig. Und da er eingesehen hatte, dass er Soldat werden musste, trat er, wie solches bei Musikern üblich ist, freiwillig als Hoboist in das Heer ein. Nach mehrjähriger Dienstzeit nahm er seinen Abschied vom Militär.

Zurück in Marburg übernahm er etwa ab 1881 die Stelle des Stadtkapellmeisters - er nannte sie später "Musikdirektorstelle". 1884 findet sich der Titel Stadtkapellmeister als Berufsangabe für Strack im Marburger Adressbuch. Die Berufsangaben für ihn wechselten im Adressbuch jedoch fast jedes Jahr. Zu lesen sind Angaben wie Musiker, Prestidigitateur , Zauberkünstler, Hofkünstler, Hofzauberkünstler und später noch Heilkundiger.



Lucas Strack nannte seine Kapelle "Die sieben Raben" Lucas Strack war zu dieser Zeit in Marburg ein viel beschäftigter Musiker. Seine Musikkapelle nannte er Die sieben Raben. Es war die Kapelle, mit der er mit wenig mehr als zwanzig Jahren laut einer Urkunde der Stadt Marburg Leiter der Stadtkapelle.geworden war.

Als Beispiel für das Wirken von Lucas Strack als Musiker in Marburg seien die sonntäglichen Konzerte am achteckigen Lusttempel auf Spiegelslust angeführt. Diesen Tempel hatte Freiherr von Spiegel Anfang des Jahrhunderts errichten lassen. Die Lustbarkeiten an diesem Ort fanden immer großen Zuspruch. Ganz besonders beliebt waren die schon morgens um 5 Uhr angesetzten Konzerte an Himmelfahrt und anderen Feiertagen.

Noch viele Jahrzehnte nach 1900, als es den Tempel von Spiegel nicht mehr gab, pilgerten frühmorgens viele Marburger hinauf nach Spiegelslust zu diesen Veranstaltungen. Wie beliebt die Konzerte waren, hat der Heimatmaler Otto Ubbelohde wie folgt dargestellt.

Ubbelohde muss in seinen jungen Jahren oft mit seinen Eltern von der Elisabethstraße nach Spiegelslust gewandert sein und das Treben dort genossen haben. Als er später wieder nach Marburg zurückkam, bedauerte er in seinem Bildband Aus schöner alter Zeit (1919), dass dieser seit alters her beliebte Tempel nach der Jahrhundertwende langsam verfiel.

Zu seiner Federzeichnung im Bildband Aus schöner alter Zeit wählte Ubbelohde folgende Beschreibung:

"Sie stellt die Zeit dar, als hier das Sonntags-Nachmittags-Publikum sich fand, der Bürger der Stadt und seine Frau, der Bruder Studio und sein Meister, der ihm den Weg zu den Quellen der Weisheit wies!

Da saßen unter dem Holztempel den ganzen schönen Nachmittag lang "die sieben Raben" und fiedelten und bliesen und schrappten den Brummbaß, dass es eine Lust war, indessen in den Kannen der braune Trank Arabiens dampfte und den Kuchen der Gast noch selbst."

Lucas Strack war von Anfang an politisch engagiert


Lucas Strack muss auch als ein politischer sehr interessierter Mensch gesehen werden. Damit dürfte er seinem Vater gefolgt sein. Ob Vater Johann Strack, der Kämpfer von 1848, ihn in seinen späteren Jahren bei seinen politischen Interessen unterstützt hatte, ist nicht bekannt. Lucas hatte sich ganz auf die nationale und patriotische Seite in den damaligen Auseinandersetzungen gestellt.

Die Euphorie der Reichseinigung 1870/71 war Jahrzehnte in weiten Kreisen der Bürgerschaft fast ungebrochen geblieben. Die Sedanfeiern legen ein Zeugnis davon ab. Doch brachen mit dem Eintritt der Sozialdemokraten für mehr Rechte der Bürgerinnen und Bürger Konflikte auf. Vor den Wahlterminen für die Wahl des Reichstages fanden teilweise turbulente Wahlversammlungen statt. Berichtet wird, dass Lucas Strack mit Auftritten seiner Kapelle Die sieben Raben die Wahlkampfveranstaltungen des Antisemiten Otto Böckel unterstützt habe. Er galt als Parteigänger des Reichstagsabgeordneten.

In späteren Berichten über Strack-Bellachini heißt es, er habe auf den Dörfern gegen die jüdischen Viehhändler agitiert und sich gegen das Judentum gestellt. Seine Einstellung hierzu dürfte offensichtlich in seiner Zeit in Ebsdorf begründet liegen. Strack war in dieser Hinsicht ein Kind seiner Zeitläufte. Die Versammlungen des aus heutiger Sicht unsäglichen Antijüdischen Vereins wurden geleitet von Dr. Böckel, der mit zweifelhaftem Ruhm als Bauernkönig von Hessen bezeichnet wurde. In den jeweils vollbesetzten Sälen ging es damals hochemotional zu, ebenso bei den Gegenveranstaltungen. Man war nicht Zuschauer, sondern aktiver Teilnehmer. Meist blieb es bei lautstarken Auseinandersetzungen.

Strack-Bellachini nahm zeitlebens am politischen und gesellschaftlichen Leben seiner Heimatstadt teil. Auch hier kann vermutet werden, dass die familiäre Prägung, hervorgerufen durch seinen Vater mit seiner politischen Vergangenheit eine Rolle gespielt hatte. Noch nach seiner Heirat hatten Vater und Sohn im gleichen Haus gewohnt. Sie dürften sich demnach gut verstanden haben.

Lucas Strack heiratet 1884 Katharina Karg

In seiner Stellung als Stadtkapellmeister machte er jedoch in pekuniärer Hinsicht sehr schlechte Erfahrungen. Lucas Strack hatte am 23. Mai 1884 Katharina Karg (1864-1943) geheiratet. Sie war aus Cappel gebürtig. Nachdem er sein Vermögen und dasjenige seiner Frau trotz der umtriebigen Tätigkeit als Stadtkapellmeister in Marburg zugesetzt hatte, ließ er sich bewegen, mit seiner Kapelle nach Wetzlar in die Rheinprovinz zu übersiedeln. Allein auch hier gelang ihm keine finanzielle Verbesserung seiner Situation. Bald sah er ein, dass er auch in diesem Städtchen nicht bestehen konnte, und so verließ er dasselbe wieder, nachdem er sich in Wetzlar kaum ein Jahr aufgehalten hatte.

Die Hinwendung zum Zauberkünstler


Aller Mittel bar beschäftigte ihn nun die Frage: "Was beginnen?" - Jugenderinnerungen wurden in ihm wach. Er erinnerte sich der Zeit, in der er als Knabe, angeregt durch die Vorführungen der Zauberkünstler Basch, Agoston, Gasner, Allono, Willibald Frickel u. a. m. seinen Freunden sowie später als junger Mann in Gesellschaften und auch beim Militär Zaubervorstellungen entrierte und große Erfolge erzielte.

Vor allem von Ernst Basch hat Lucas Strack profitiert. Dieser war mit seinem Zaubertheater, das 1.600 Sitzplätze hatte, durch halb Europa unterwegs gewesen. Es heißt, dass der noch junge Strack bei Basch als Kapellmeister angestellt gewesen sei. Jedoch wird er bald seinen Arbeitgeber mit seinen weiteren Künsten als Zauberer überzeugt haben. Als Basch sein Geschäft mit dem transportablen Zaubertheater aufgab und sich zurückgezogen hatte , war Strack zur Stelle und erwarb von Basch Geräte und Illusionen. Zu den Erwerbungen von Lucas Strack gehörten beispielsweise Die goldene Fliege, Daphne und Aerolite. Bei den Auftritten war seine Frau Katharina stets mit im Einsatz.

Von da an ging Lucas Strack mit den Apparaten von Basch ausgestattete als Zauberkünstler von Profession auf Reisen. Anfangs war ihm das Glück nicht hold, und nur zu bald hatte er auch das Geld zugesetzt, mit welchem ihm sein Schwiegervater bei der Eröffnung der neuen Laufbahn unterstützt hatte.

Um dieselbe Zeit (im Januar 1885) starb in Parchin in Mecklenburg der unter dem Künstlernamen "Bellachini" bekannte Zauberkünstler Berlach. Strack nahm - so wird es in einer Version seines Lebensweges beschrieben -, sobald er von dem Ableben dieses Altmeisters der magischen Kunst erfuhr, den Künstlernamen "Bellachini" an. Er besuchte hierauf Homburg, Baden-Baden, Kissingen etc., überall mit dem besten Erfolg Vorstellungen gebend.

In einer anderen Version wie Strack zu dem Künstlernamen Bellachini kam, heißt es, dass Herzog Ernst von Sachsen Coburg und Gotha dem Zauberer den Namen Bellachini vorgeschlagen habe. Für Strack gibt es an mehreren Stellen seines Lebensweges mehrere Versionen. Der auch als Hexenmeister bezeichnete spätere Hofzauberkünstler wird nicht unbeteiligt gewesen sein an der Entstehung von romantischen Versionen seines Lebensweges.

Seinem Geigenspiel ist er dabei immer treu geblieben. Noch bei seinem Abschiedskonzert 1921 in der Stadthalle hatte er in den Pausen, die zur Aufstellung neuer Requisiten dienten, die Besucher seiner Veranstaltung mit virtuosem Geigenspiel und Späßen unterhalten. Insgesamt gesehen war Strack-Bellachini ein Multitalent. Strack muss wie alle erfolgreichen Künstler von großer Besessen-heit gezeichnet gewesen sein. seine Fertigkeiten mit viel Ehrgeiz und Tatkraft perfektioniert. Seine Darstellungen waren phantastisch und überzeugend zugleich. Er reifte zu dem erfolgreichen Künstler. Zudem half ihm seine enorme Ausstrahlung, sein Charisma. Lucas Strack konnte die Menschen begeistern und - wenn es darauf an-kam - auch an der Nase herumführen.

Schon früh experimentierte er mit Lichteffekten, einer schwarzen Bühne und phosphorisiertem Material, was damals niemand kannte. Nur Knochen wurden an schwarzer Körperbekleidung weiß angestrichen. Sie reflektierten das Licht. Damals konnte sich keiner der Zuschauer das erklären. Er war immer bestrebt, seine Fertigkeiten zu verbessern und neueste technische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse in sein Programm mit einfließen zu lassen.

Doch für die Wende zum wirklichen Erfolg, der sich danach auch finanziell auszahlte, brauchte es den Zufall.

Kapitel 3


Der Marburger Bellachini wird Hofzauberkünstler Lucas Strack hatte in wenigen Jahren seine Fertigkeiten mit viel Ehrgeiz und Tatkraft perfektioniert. Seine Darstellungen waren phantastisch und überzeugend zugleich. Er wurde zu dem erfolgreichen Künstler. Zudem half ihm seine enorme Ausstrahlung, sein Charisma. Lucas Strack konnte die Menschen begeistern und – wenn es darauf ankam – auch an der Nase herumführen. Von Beginn an wurde die Bewunderung und Faszination noch gesteigert durch sein perfektes Geigenspiel. Er beherrschte dieses Instrument virtuos.



Marburg hatte er wahrscheinlich noch vor 1885 verlassen, um seine erste Anstellung als Musiker und Zauberer bei Ernst Basch10 anzutreten. Angestellt bei Basch war er als Kapellmeister, jedoch wird er bald seinen Arbeitgeber mit seinen weiteren Künsten als Zauberer überzeugt haben.

Als Basch sein Geschäft mit dem transportablen Zaubertheater aufgab und sich zurückgezogen hatte, war Strack zu Stelle und erwarb von Basch Geräte und Illusionen. Zu den Erwerbungen von Lucas Strack gehörten beispielsweise Die goldene Fliege, Daphne und Aerolite.

Strack reiste von nun an auf eigene Rechnung. Aber anfangs hatte er wenig Erfolg. Er experimentierte mit Lichteffekten, einer schwarzen Bühne und phosphorisiertem Material, was damals niemand kannte. Nur Knochen wurden an schwarzer Körperbekleidung angestrichen. Sie reflektierten das Licht. Damals konnte sich keiner der Zuschauer das erklären. Er war immer bestrebt, seine Fertigkeiten zu verbessern und neueste technische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse in sein Programm mit einfließen zu lassen.



Urkunde "Hofkünstler" von Herzog Ernst von Sachsen Coburg und Gotha aus dem Jahr 1893


Der 23. November 1886 muss für Strack als Datum für den Durchbruch zu einem angesehenen Zauberer angesehen werden. In Coburg war er zu einer Soiree bei Herzog Ernst von Sachsen, Coburg und Gotha geladen worden. Der Auftritt muss ein überwältigendes Ereignis gewesen sein.

Die ihm darauf ausgestellt Urkunde gibt davon Kenntnis:

Herrn Lucas Strack gab auf besonderem Wunsch Seiner Hoheit des Herzogs, am 23. d. Mts. im Herzoglichen Schlosse Ehrenburg hierselbst vor den Höchsten Herrschaften und einer Anzahl geladener Gäste der Hofgesellschaft eine fast zweistündige Vorstellung als Prestidigitateur mit so ausgezeichnetem Geschick, dass man seine Darbietungen sehr wohl als „Kunstleistungen“ ansehen und bezeichnen kann.
Solches wird hierdurch bescheinigt.

Coburg, d. 25. November 1886

Dieser Erfolg eröffnete ihm Zugang zu höchsten Kreisen im Deutschen Reich. Durchlaucht Herzog Ernst II. von Coburg soll bei einer anderen Soiree Strack den Namen Bellachini vorgeschlagen haben. Strack sei der würdigste Nachfolger von Samuel Berlach11, dem originalen Bellachini.

Bellachinin im Serail

Plakat von Bellachini: Bellachini im Serail


Lucas Strack wurde Der Marburger Bellachini


In den Jahrzehnten bis zum Ersten Weltkrieg hatte Lucas Strack die Nachfolge von Samuel Berlach angetreten. Seine Plakate führen anfangs die Bezeichnung Strack-Bellachini. Bald jedoch war der Zauberer Bellachini. Oft ließ er sich zudem als Der Marburger Bellachini nennen.

Lucas Strack hatte den Künstlernamen Bellachini gerne angenom-men. Später wird über ihn geschrieben, dass es ihm gelungen war, den Klang des Namens Bellachini durch seine vielfältigen Künste noch zu verbessern. Sein Charisma und seine kaum glaubhaften Kunstfertigkeiten stellten ihn als Hexenmeister in die erste Reihe.

Aber es soll an dieser Stelle nicht den kommenden Jahrzehnten voraus gegriffen werden. Der Künstler war erst wenige Jahre auf seinem Erfolgsweg vorangeschritten. Der Marburger Bellachini erhielt nun eine Ehrung nach der anderen. Hier der Wortlaut von November 1891: Wir Ernst Herzog von Sachsen Coburg und Gotha etc. etc. haben uns in Gnaden bewogen gefunden, dem Prestidigitateur Lucas Strack gen. Bellachini aus Marburg i. H. die am grünsilbernen Bande zu tragende Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen. Zur Beurkundung dessen haben wir dieses Diplom für H. Strack ausfertigen lassen und unterschriftlich vollzogen.

Coburg, den 23. Novbr. 1891

Die Liste der Diplome und Urkunden, die der Marburger Bellachini durch die Vorstellung seiner Künste erhielt, wurde immer länger. In sein Tourneeprogramm nahm er die großen Städte im Deutschen Reich auf. Er buchte die großen Veranstaltungsräume. Aber immer wieder gelang es ihm zusätzlich, zu Privatvorstellungen an den Fürstenhöfen im gesamten Deutschen Reich und darüber hinaus in ganz Europa eingeladen zu werden.

Bellachini hatte in Marburg 1891 massiv und aggressiv für seine Zauber-vorstellungen geworben. Zu dieser Zeit traten auch andere Zauberer in Marburg auf. Sie erhielten in der Presse große Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Strack-Bellachini erlangt Anerkennung in Marburg
Lucas Strack war in Marburg seit seiner Jugend bekannt als Musiker und Gründer der Stadtkapelle Die sieben Raben. Die Berühmtheit, die Strack-Bellachini in vielen Städten Europas als Zauberkünstler erlangt hatte, kam erst nach und nach in seiner Heimatstadt an. Im gesamten Deutschen Reich hatte es bereits Zeitungsberichte über die erfolgreichen Vorstellungen des Zauberkünstlers gegeben. Sie fanden nur langsam den Weg in die Marburger Lokalpresse.

Erst 1891 gab es in der Oberhessische Zeitung, der damals größten Lokalzeitung, eine längeren Bericht von der Ehrung für Strack durch Herzog Ernst in Coburg. Somit erging es Lucas Strack in seiner Heimatstadt wie vielen anderen Künstlern, die zuerst in der Fremde eine Vielzahl von Auszeichnungen erhalten mussten, bis sie auch in der Heimat anerkannt wurden. Am 1. Dezember 1891 konnten die Marburger in ihrer Zeitung folgende Meldung lesen:

"Es dürfte unseren Lesern interessant sein zu erfahren, daß Herr Belachini-Strack , der bekannte Marburger Zauberkünstler, am Sonntag voriger Woche eine Vorstellung vor Sr. Hoheit dem Herzog Ernst II von Coburg-Gotha und etwa 100 geladenen Gästen desselben gab, nach deren Beendigung Herr Belachini zum Herzogl. Sächsischen Hofkünstler ernannt und ihm die Herzog Ernst-Medaille 1. Klasse verliehen wurde."

Wenige Monate später erhielt Strack im März 1892 in Coburg eine weitere Urkunde:

"Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen Coburg und Gotha etc. etc. etc. haben sich gnädigst bewogen gefunden, dem Zauberkünstler Herrn Lucas Strack aus Marburg in Hessen zum höchsten Wohlwollens die "Herzog Ernst-Medaille von grünweißem Bande" - im Knopfloch zu tragen - zu verleihen. Zur Beurkundung dessen ist dem Herrn Lucas Strack dieses Diplom mit Beisetzung des Ministerialsiegels ausgefertigt und nebst der Decoration zugestellt worden."

Aber noch immer war Lucas Strack-Bellachini nicht die volle Anerkennung in Marburg gelungen. Dies zeigt die Meldung der Oberhessischen Zeitung vom 3. Oktober 1892. Der Bericht war sehr wohlwollend, sparte aber nicht aus, dass noch nicht der ausreichende Zuspruch an Zuschauern zu verzeichnen war ("nur mäßig besucht"). Den Marburgern war Bellachini als berühmter Zauberkünstler offensichtlich noch nicht ausreichend bekannt:

"Die gestrige Schlussvorstellung der diesjährigen Zauber-Soirée des Herrn Belachini-Strack war von Zuschauern zwar nur mäßig besucht, bot aber geradezu erstaunliches an überraschenden Leistungen des genannten Künstlers. Sämtliche Piessen des reichhaltigen Programms wurden meisterhaft und mit einer geradezu verblüffenden Ruhe und Sicherheit zur Ausführung gebracht.
Wir wünschen Herrn Belachini-Strack auf seiner bevorstehenden Winter-Tournée durch die deutschen Städte einen gleich günstigen Erfolg und rufen unserem auf dem Gebiete der höheren Magie so vortrefflich bekannten Mitbürger ein herzliches "Auf Wiedersehen im kommenden Jahr" zu."

Immer wieder trat Lucas Strack in Coburg auf. Der Herzog war zu seinem besten Förderer geworden und dieser blieb zeitlebens sein besonderer Gönner. Weitere Ehrungen ließen nicht auf sich warten:

Im Januar 1893 erhielt Strack eine weitere, noch höhere Ehrung des Herzogs:

Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen Coburg und Gotha etc. etc. etc.hat höchstlich in Gnaden bewogen gefunden, dem Prestidi-gitateur Herrn Lucas Strack gen. Bellachini aus Marburg für seine außerdentlichen künstlerischen Leistungen auf dem Gebiete der Zauberei und schwarzen Kunst bei unseren Hofsoireen vor den Höchsten Herrschaften und der eingeladenen Hofgesellschaft den Titel eines Herzog-lich Sächsischen Hofkünstlers verliehen, worüber ihm dieses Patent ausgefertigt wurde.

Coburg 20. Januar 1893

Prinz zu Bentheim, Hofmarschall u. Flügel Adjutant

Ende 1893 war es dann soweit, dass ihm auch die Marburger zu Füßen lagen. Seine Vorstellungen im Saalbau waren von dieser Zeit an jeweils bis auf den letzten Platz besetzt. Hatte Ende 1892 der Zuschauerzuspruch noch Wünsche offen gelassen, so war ein Jahr später der Erfolg auch in Marburg grandios. Der Titel Hofzauberkünstler tat noch ein Übriges.

Lesen wir die Berichterstattung der Oberhessische Zeitung vom 9. Oktober 1893:

(Belachini`s Zaubervorstellung)
"Nach langer Pause gab gestern Abend unser verehrter Mitbürger, Herr Hofzauberkünstler Belachini-Strack, wieder einmal eine Zauber-Vorstellung, welche den glänzenden Ruf des Künstlers in jeder Hinsicht rechtfertigte. Angesichts der Thatsache, ass während der Kunstreisen Belachinis dessen überaus großartige Erfolge uns durch die verschiedensten Blätter mitgeteilt wurden, so sah man dieser Vorstellung mit gerechtem Interesse entgegen und ein vollständig ausverkauftes Haus. war die Signatur derselben.

Als Belachini das Diplom für Kunst und Wissenschaft erhielt, als er von Sr. Königl. Hoheit, dem verstorbenen Herzog von Koburg-Gotha zum Hofzauberkünstler ernannt derselben wurde, da brachte ihm ein hiesiger Lokalpoet in unserem Blatte eine Widmung, in welcher derselbe die Erfolge des Künstlers, als durch eigene Kraft errungen, verherrlichte, und gerade das letztere ist es, was für uns Marburger die Leistungen Belachinis zu so bewunderungswürdigen macht.

Wenden wir uns nun zu den Experimenten selbst, so zerfiel das Programm in zwei Abteilungen, denen die erste der modernen Magie, die letztere der orientalischen Zauberei gewidmet war. Zunächst war es da "eine magische Wanderung", in welcher eine Flasche auf dem einen, ein Glas auf dem anderen Tische stehend und nur mit einer einfachen Papierhülse verdeckt, ihre Standorte vertauschten; "die verzauberte Krystallkassette", "das Verschwindenlassen eines Vogelbauers aus der Hand einer Dame aus dem Publikum" u. a. Sachen erregten die größte Bewunderung während des ersten Teiles.

Nebenbei wusste der Künstler durch allerlei Tändeleien und sprudelnden Witz das Publikum auf das Angenehmste zu unterhalten. Zum Schluss führte Belachini einige seiner Original-Experimente auf dem Gebiete der orientalischen Zauberei vor und führte er ich bei Eröffnung derselben dadurch ein, dass er mit einem Male, ohne dass man ihn hätte auf die Bühne treten sehen, in weißem Talar vor dem Publikum stand.

Wahrhaft verblüffend waren alsdann seine Leistungen wie "die behexte Glocke", "das Geisterfass Mohameds" und endlich sein Bravourstück, welches darin bestand, d ass er eine weißgekleidete Dame, nur mit einem Tuche bedeckt, von freier Bühne verschwinden ließ. Alle Experimente gelangen vorzüglich, dieselben legten Zeugnis von unglaublicher Fingerfertigkeit ab, so dass sich jeder selbst überzeugen muß, der einen Begriff davon zu haben wünscht. Möge auch die heutige Vorstellung dem Künstler ein volles Haus bringen."

Und auch die Meldung am folgenden Tage war noch voll des Lobes für den Marburger Zauberkünstler:

"Marburg, (Zauber-Vorstellung)
Von durchschlagendem Erfolg war auch die gestrige zweite und letzte Vorstellung des Hofzauberkünstlers Belachini Strack. Bei Vorführung neuer Experimente wurde dem Künstler der größte Beifall gezollt, der ihm dann auch mit Recht gebührte. Möge er auch auf seiner eben bevorstehenden Kunstreise wiederum recht reichliche Lorbeeren ernten.

Und dann hatten auch die Marburger ihren Bellachini, wie sie ihn später nannten, als einen Sohn ihrer Stadt in ihr Herz geschlossen. Er hatte mit der Bezeichnung Der Marburger Bellachini den Namen der kleinen Universitätsstadt im gesamten Deutschen Reich und darüber hinaus bekannt gemacht.

Nachdem Lucas Strack Hofzauberkünstler geworden war, darf man ihn sicherlich als den zu seiner Zeit berühmtesten Marburger bezeichnen. Jedermann kannte ihn. Und jeder, der mit ihm Kontakt hatte, war stolz darauf. Er blieb dabei ein Mann des Volkes. Wegen seiner kaum zu überbietenden Betriebsamkeit und seiner Bürgernähe wird er in Marburg ein Original gewesen sein.

Kapitel 4

Im Winterhalbjahr war er monatelang unterwegs. Während der umsatzschwachen Sommermonate lebte er in Marburg. Und er blieb Marburg bis zu seinem Tode treu. Er war mit Fug und Recht der Marburger Bellachini.

Mit seiner Bekanntheit weit über Marburg hinaus dürfte der Zauberkünstler mit dem ersten Medizin-Nobelpreisträger Wirklicher Geheimrat Professor Dr. Emil von Behring, Excellenz, zu vergleichen sein. Jeder war auf seine eigene Art bekannt. Behring war der Mann der Wissenschaft. Der Firmengründer war unter den Honoratioren der Stadt der ungekrönte Herrscher, in seiner Wesensart jedoch unnahbar. Lucas Strack-Bellachini war der Mann des Volkes. Die Erinnerung an den Hofkünstler ist nach dem Untergang der Fürstenhöfe und dem Erscheinen anderer Unterhaltungsmedien langsam ver-schwunden. Das Gedenken an den Wissenschaftler Emil von Behring blieb erhalten.

Die Erfolge führen den Zauberkünstler durch ganz Europa
In den folgenden Jahren führten Strack-Bellachini seine Erfolge durch ganz Europa, u. a. nach England, Italien, Österreich-Ungarn. Er sollte Urkunden und Orden von einer Vielzahl von Fürsten erhalten. Darunter waren Ehrungen vom Kaiser von Brasilien, den Königen von England und Rumänien. Leider sind diese nicht mehr vollständig vorhanden, so in einem Bericht zu Strack in der Zauberer-Zeitschrift "Die Zauberwelt" aus dem Jahr 1901:

"Bellachini war Inhaber der großen Medaillen für Kunst und Wissenschaft und des Diploms für Kunst, welche ihm von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, Sr. Königl. Hoheit dem Her-zog von Aosta, und Sr. Majestät dem Kaiser von Brasilien verliehen wurden. Außerdem war er Besitzer des goldenen Kreuzes mit dem Wahrspruch "Dem Verdienste die Krone".
Ihm wurde die hohe Ehre zu teil, vor fast sämtlichen europäischen Fürsten aufzutreten. Er wurde eingeladen zu Privat-Soiréen bei

Ihrer Kaiserl. und Königl. Hoheit der Herzogin von Edinburg,
Sr. Königl. Hoheit des Erzherzogs von Edinburg,
Ihrer Majestät der Königin von Rumänien,
Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Alfred von Großbritannien und Irland,
Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Alexandrine von Baden,
Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Viktoria von Preußen,
Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha,
Sr. Durchlaucht dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe,
Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Wied,
Sr. Königl. Hoheit dem Herzog von Aosta,
Sr. Majestät dem Schah von Jahore u. s. w.

Wenige Jahre später finden sich in der Essener Volkszeitung (September 1904) folgende Ausführungen, welche belegen, dass der Hexenmeister auch bei Kaiser Wilhelm II. geladen war:

Bellachini hat ein reich bewegtes Leben hinter sich! Lange Jahre betreibt er seine Kunst, die ihn an fast sämtliche europäische Höfe geführt hat. Noch am Dienstag war der Professor nach Wilhelmshöhe befohlen worden, um hier dem Kaiser seine neuesten "Nummern" vorzuführen. Bellachini ist ein enthusiastischer Verehrer des Kaisers, von dem er sagte, einen vielseitiger gebildeten Mann kenne er in der ganzen Welt nicht. Der Monarch vermöge selbst mit Hülfe eines Spieles Karten Dinge auszuführen, die einem Berufszauberer alle Ehre einbrächten. Eine flüchtige Erklärung des Vorganges genüge, denselben dem Kaiser verständlich zu machen.

Wohlbekannt ist Bellachini auch am rumänischen Hof. Sowohl König Karl als die Königin Sylva sind dem Künstler gewogen, was schon die prachtvollen goldenen Uhren und die sonstigen Kleinodien beweisen. Der Zauberer besitzt überhaupt eine Fülle derartiger Geschenke. Lächelnd bemerkte er, versetzen könne er die meisten nicht, denn die Eingravierungen machten alle diese für andere weniger begehrenswert …

Von den vielen Ehrungen sei folgende ausführlicher herausgestellt.

Strack-Bellachini wurde im Januar 1900 in Halle von Rupert Mahortschitsch als bevollmächtigtem Vertreter des R. I. Circolo Frentano in Larino für Deutschland und Österreich mit folgender Urkunde geehrt:

"Sr. Wohlgeboren Herrn Hofkünstler Professor L. Belachini-Marburg Ew. Wohlgeboren beehre ich mich Ihre Ernennung zum Ehrenmitglied unter Verleihung der Goldenen Frentano-Verdienst-Medaille für Kunst und Wissenschaft des R. I. Circolo Frentano in Larino - in Anerkennung Ihres hochherzigen Wirkens im Interesse der philantropischen Bestrebungen des R. I. Circolo - mitzuteilen und im Auftrage des Präsidiums die betreffende Auszeichnung, unter Hinweis auf umstehenden Ministerialerlass, beigehend zu überreichen."

Von Interesse dürfte sein, dass der Marburger Zauberkünstler in dieser Urkunde mit dem Titel "Professore" beehrt wurde. Dies dürfte den Künstler dazu bewogen haben, auf einem seiner nächsten Plakate diesen Titel mit aufzunehmen. Daraufhin wurde er verklagt, diesen Titel unberechtigterweise zu führen. Wie jeder Erfolgreiche hatte auch er Neider, die ihn jederzeit misstrauisch beäugt haben müssen. Das Plakat wurde daraufhin von ihm zurückgezogen.

Der Fürst zu Fürstenberg schickt einen Sonderzug nach Marburg

Einer der großzügigsten adligen Gönner Bellachinis war der Fürst zu Fürstenberg. So wurde ihm nach einer Vorstellung in Donaueschingen er am 4. Dezember 1902 von Seiner Durchlaucht für seine außergewöhnlich guten Leistungen den Namenszug des Fürsten in Gold persönlich überreicht. Es wurde ihm bescheinigt, dass die Leistungen, die er vor den Höchsten Herrschaften und der eingeladenen Hofgesellschaft in einer großen Soiree gegeben hatte, in seinem Fache als künstlerisch anzuerkennen sind.

Mit diesem Fürsten verbindet sich eine besondere Geschichte. Der Zauberkünstler erhielt von diesem an einem Sommertag ein Telegramm: "Bitte kommen Sie morgen Abend zu einer Hofvorstellung."

Aus dem Kursbuch ergab sich, dass Strack-Bellachini nicht zur angegebenen Zeit in Donaueschingen sein konnte und leider absagen musste. Eine Stunde nach seinem Telegramm mit der Absage trifft in Marburg die Antwort ein, dass der Fürst zu Fürstenberg einen Extrazug nach Marburg bestellt hatte. In aller Eile wurden die Koffer mit den Requisiten und die weiteren Gerätschaften gepackt und in drei Fuhren zur Bahn gebracht. Strack-Bellachini traf mit Hilfe des für ihn entsandten Sonderzuges noch rechtzeitig beim Fürsten zu Fürstenberg ein. Die Soiree bescherte ihm wieder einen großen Erfolg.

Einmal ließ der Hofkünstler bei einer großen Gesellschaft des Fürsten zu Fürstenberg einen Käfig samt Vogel verschwinden. Eine Gastdame erklärte in gebrochenem Deutsch, Käfig und Vogel seinen aus Schokolade und von dem Zauberer aufgegessen worden. Strack-Bellachini bat daraufhin die Dame auf die Bühne. Sie durfte selbst den Käfig halten und er ließ sie bis drei zählen. Und wiederum war der Käfig samt Vogel verschwunden. Energisch sagte die Dame: "Und Sie haben ihn doch gegessen!"

Die Marburger Lokalpresse informierte über die Ehrungen von Strack-Bellachini jeweils umgehend. So hieß es, dass er 1905 er seiner Urkundensammlung eine weitere Ernennung zum "Hofkünstler" hinzufügen konnte. Der Wortlaut der Urkunde:

"Friedrich von Gottes Gnaden Herzog von Anhalt, Herzog von Sachsen, Engern und Westphalen, Graf zu Askanien, Herr zu Zerbst, Bernburg und Grühing etc. urkunden und fügen hierdurch zu wissen, dass wir uns in Gnaden bewogen gefunden haben, dem Hofkünstler Lucas Bellachini aus Marburg unten den ihm von Unserem Hofmarschall Ende zu eröff-nenden Bedingungen das Prädikat "Hofkünstler" zu verleihen. Zu seiner Legitimation hierüber haben Wir das gegenwärtige Patent für ihn ausfertigen lassen, solches eigenhändig vollzogen und mit Unserem Herzoglichen Insiegel zu bedrücken befohlen.

So geschehen in Dessau am 28. Mai 1905, Friedrich

Strack-Bellachini bot bisher noch nie gezeigte Kunstfertigkeiten


Seine Aufführungen werden in den Darstellungen der Berichterstatter als fabelhaft beschrieben und was geboten wird, grenzt ans Unglaubliche. Man kann Augen und Ohren noch so sehr anspannen, man kommt nicht dahinter, wie das Unmögliche möglich sein kann. Die Darbietungen seien unübertrefflich und auch die ganze Aufmachung sei vorzüglich. Seine prachtvollen Bühnendekorationen mit ihren in Neusilber gefertigten Apparaten vermittelten den Zuschauern ein Bild von Solidität und Eleganz. Sein Repertoire war unerschöpflich. Man sagte ihm nach, er hätte an sieben Tagen in der Woche auftreten und immer wieder neue Kunstfertigkeiten darbieten können. Eine solch reichhaltige und kostspielige Ausstattung hatte noch kein Artist vor ihm gehabt. Er benutzte neuartige Geräte und eignete sich neue Erkenntnisse der Wissenschaften an. Vor allem arbeitete er mit Lichteffekten. Er verstand es, die Elektrizität für seine Schau zu nutzen mit Beleuchtungen durch neuartige Lampen, die noch niemand kannte. Ebenso setzte er Kenntnisse des Magnetismus´ ein.

Er ließ Kutschen samt Pferden auf der Bühne verschwinden, Tiere und Menschen konnte er plötzlich unsichtbar machen und kurz darauf wieder auftauchen lassen. Menschen traten als Skelette auf. Weitere der überaus zahlreichen Nummern waren Reise durchs Schlüsselloch oder Im Serail des Sultans. Der Künstler "entledigte" Besuchern vor seiner Vorstellung Taschenuhren, um sie vor Beginn der nächsten Nummer den verblüfften "Bestohlenen" in einem versiegelten Paket wieder auszuhändigen. Oder er nahm seinen Zylinder vom Kopf, hielt ihn in die Luft und wenig später hörte man in den Hut fallende Geldstücke klingen.

Strack-Bellachini war sehr geschäftstüchtig. Er trat in der Wintersaison in den beiden Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg nicht nur in den Großstädten im Deutschen Reich auf, sondern auch in mehre-ren Ländern Europas. Zählt man die Zahl der begeisterten Zuschau-er zusammen, so müssen es in den fast drei Jahrzehnten seines Auftretens Millionen Besucher gewesen sein, die ihn bewundert hatten. Der Marburger Bellachini hatte die größten Säle in Europa gefüllt.

Hier eine unvollständige Auflistung von Programmpunkten und Zaubertricks des Marburger Bellachinis:

Das Verschwinden eines lebenden Pferdes samt Kutscher - schneller als der Blitz
Satanas in der Punschbowle
Dr. Faust in Auerbachs Keller
Bellachini im Serail
Im Reiche der 4. Dimension
Der japanische Pranger
Die Reise durchs Schlüsselloch
Das Medium "Cita" schwebt frei durch den Raum
Der Übermensch in der Milchkanne
Das verhexte Hotel
Rosen aus dem Süden
Ein spielendes Grammophon verschwindet auf freier Bühne
Der Weg zum Reichtum
Das fliegende Vogelhaus.

Ein Bewunderer des Künstlers verfasste 1901 in der Essener Volkszeitung einen längeren Bericht über den Künstler. Dieser weilte wegen Rückenschmerzen wie schon oft bei seinem Freund, dem Pastor und Wunderheiler Felke zur Kur in Repelen. Zudem diente dieser Aufenthalt laut den Ausführungen in der Essener Lokalzeitung dazu, sich von seiner aufreibenden Tätigkeit auszuruhen. … Es ist von höchstem Interesse, einen Abend mit dem "Hexenmeister", wie er sich selber mit Vorliebe nennt, zu verleben. Zu Experimenten verstand sich der witzige, satirische, liebenswürdige, schlagfertige und geistreiche Professor anfänglich absolut nicht, was er damit begründete, dass er zu seiner Erholung dort sei. Seine Rückenschmerzen wären zu ungemütlich, als dass sie ihm anstrengende "Nummern" gestatteten. Auf die Bemerkung eines Tischgenossen, diese Schmerzen könnte er sich doch selber forthexen, meinte der Künstler: "das hätte ich längst getan, wenn ich nicht befürchten müsste, wegen Kurpfuscherei bestraft zu werden:"

Bei einem Kruge Münchener und einer guten Zigarre hatte Bellachini seine Rückenschmerzen soweit vergessen, dass er so ganz nebenbei die Taschenuhren einiger Herren verschwinden ließ, ohne dass es bemerkt wurde. Erst die herunterhängenden Ketten machten die erleich-terten Opfer auf das Fehlen der Uhr aufmerksam.

Die nötigen Zigarren holte sich der Zauberer aus den Brusttaschen seiner Tischnachbarn heraus. Während man sich bei diesen Experimenten immer noch mit dem Sprichwort vertrösten konnte, Geschwindigkeit ist keine Hexerei, wurde die Tischgesellschaft sprachlos, als Bellachini ei-nige seiner weltberühmten Kartenkunststücke zum Besten gab.

Nur ein Beispiel für viele! Der Hexenmeister überreichte einem Herrn die 32 neuen Kartenblätter, bat ihn, sich eine beliebige Karte sich genau zu merken. dieselbe wieder zu den anderen zu legen und nun gründlich zu mischen. Bellachini steckte die 32 Karten einem neben ihm sitzen-den Herrn in die innere Rocktasche und bat nun den Herrn, der eine Karte ausgewählt hatte, doch zu bestimmen, als wievielte er die Karte aus der Tasche herausholen sollte: "Als Sechste!" Bellachini holte fünf Karten heraus, ohne dass die betreffende darunter war. Die sechste holte der Künstler nach einem nochmaligen Griff in die Tasche umgekehrt auf den Tisch und fragte zunächst den Herrn, welche Karte er sich gemerkt habe. Nach dieser Angabe wendete Bellachini das Blatt um. Es war die angegebene Karte.

Trotz all der Erfolge und Anerkennungen war Strack-Bellachini nicht dem Glanz verfallen. Wahrscheinlich ist ihm immer - wenn er Privatvorstellungen an glitzernden Fürstenhöfen geben konnte und dabei fürstlich entlohnt wurde - seine Vergangenheit als Junge auf dem Dorf in Erinnerung geblieben. Er, der barfuß durch die Stoppelfelder laufen konnte, trat nun in den Palästen auf. Dass er die erworbenen Gelder nicht verprasste und gut wirtschaftete, spricht dafür, dass er sich der großen Diskrepanz zwischen den ausgeschmückten Residenzen und dem ärmlichen Leben der kleinen Leute bewusst war. Er diente nur dem Amüsement der Reichen. Er blieb immer volkstümlich und dies zahlten ihm die kleinen Leute zurück.

Aber bleiben wir bei seinen Erfolgen. In der Kasseler Allgemeinen Zeitung war im September 1911 zu lesen:

"Unser hessischer Landsmann Bellachini hat für die kommende Woche sein Zauberreich im Hanusch-Saale eingerichtet und am gestrigen Sonntag mit seinen Hexenkünsten begonnen. Bellachini erfreut sich als moderner Zauberer eines guten Rufes und wir hatten in Kassel schon recht oft das Vergnügen, seine Fertigkeit bewundern zu können. Auch gestern war der Hanusch-Saal von Neugierigen buchstäblich zum Brechen gefüllt. Und alle wurden hochbefriedigt. Der liebenswürdige Künstler, wie auch sein Sohn, der mit Erfolg an den Künsten des Vaters beteiligt ist, verstehen es trefflich, ihr Publikum angenehm zu unterhalten. Den ersten Teil des Abends füllt Bellachini Va-ter mit magischen Künsten aus, während Bellachinis Sohn in gelungener Weise eine Anzahl Illusionen zur Ausführung brachte und mit dem dritten Teil "Alpdrücken an der Geisterstunde" dem Publikum das Gruseln zu lehren versuchte. Alles in allem: Ein Abend bei Bellachini bietet ge-nussreiche Stunden und niemand wird einen Besuch zu bereuen haben."

Die Söhne Bellachinis traten mit ihm gemeinsam auf


Sein erstgeborener Sohn Adolf (1885-1953), der in dem Bericht aus Kassel als weiterer Künstler aufgeführt ist, trat vor dem Ersten Weltkrieg gemeinsam mit seinem Vater und seiner Mutter auf. Er war zudem für die Organisation der Auftritte zuständig. Der Sohn, klein-wüchsig geraten und nicht mit dem außerordentlichen Charisma des Vaters ausgestattet, konnte das künstlerische Geschäft seinen Vaters später nicht fortsetzen. Und dies, obwohl der Sohn nahezu alle Kunststücke des Vaters beherrschte. Er nutzte später die Kenntnisse der Elektrizität und eröffnete zum Lebenserwerb ein Elektrogeschäft am Wehrdaer Weg in Marburg.

Auch sein zweiter Sohn Karl (1902-1929) ging offensichtlich bereits mit fünf Jahren mit Bellachinis auf Tournee. Auf einem Plakat für eine Bellachini-Schau am 10. Februar 1909 im Deutschen Haus in Moers wird der fünfjährige Bellachini, Sohn des Künstlers, als Attraktion der Veranstaltung angekündigt (vgl. Plakat von Moers).

Als bemerkenswert aufzuzeichnen ist noch ein Auftritt des Marburger Bellachinis in Elsaß-Lothringen. Während der Tournee des Jah-res 1912 waren einige Vorstellungen in Straßburg angesetzt. Die erste Vorstellung jedoch entfiel. Der Zauberkünstler hatte eine Ein-ladung in die Residenz des Kaiserlichen Statthalters in Elsaß-Lothringen und der bei ihm befindlichen Gräfin von Wedel zu einer Privatveranstaltung erhalten.

Als am folgenden Tag, dem 22. November 1912, die erste Publikumsveranstaltung stattfand, kam es, so berichtet ein Enkel des Künstlers in seiner Erinnerung, zu einem Eklat. Während der Schlussnummer ließ Strack-Bellachini die schwarz-weiß-rote Fahne aufblitzen als Krönung des Ganzen. Doch es erschollen Pfiffe und Buhrufe aus dem Zuschauersaal. Das war für den temperamentvollen Patrioten zuviel. Er trat an den Bühnenrand und beschimpfte das Auditorium. Die Tournee in Straßburg musste abgebrochen werden, wollte er nicht vor leerem Saal auftreten.

Eine Reihe von Orden und Urkunden sind noch heute im Besitz der Nachkommen. Die Überreichung eines Ordens brachte auch Verpflichtungen mit sich. Im Nachlass findet sich die Ordenssatzung, die es nach Verleihung des Lippischen Ordens einzuhalten galt. Leopold, von Gottes Gnaden regierender Fürst zu Lippe, Edler Herr und Graf zu Biesterfeld, Graf zu Schwalenburg und Sternfeld etc. etc. hatte Strack-Bellachini die Lippische Rose am Ring verliehen, ein Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaften. Nach der Satzung der Lippischen Rose, die am Ring, mit Eichenlaub und mit der Krone verliehen wurde, musste sich Strack-Bellachini verpflichten, das Eh-renzeichen an einem weißen, roth eingefassten seidenen Bande im Knopfloch oder auf der linken Seite der Brust zu tragen. Auch war festgelegt, wenn sich ein Inhaber wider Erwarten unwürdiger Handlungen schuldig machte, dass der Name desjenigen aus der Inhaberliste gestrichen werden konnte. Das Ehrenzeichen war zurückzugeben, so lautete es abschließend im letzten Paragrafen.

Der Erste Weltkrieg brachte für das Unternehmen des Marburger Bellachinis eine Zäsur
Die Aufführungen des Marburger Bellachinis wurden mit Beginn des Ersten Weltkrieges abrupt unterbrochen. Die für das Winterhalbjahr geplante Tournee konnte nicht stattfinden. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte er noch geplant, den gesamten Transport seines mehrere Tonnen schweren Artistengepäcks mit seinen Requisiten von der Eisenbahn - er brauchte mehrere Eisenbahnwagen für sein Unternehmen - auf Lastkraftwagen umzustellen. Dies war zu seiner Zeit eine recht kühne, ungewöhnliche und kostspielige Idee. Strack-Bellachini verwarf diese Idee jedoch wieder.

Ebenso hatte er geplant - die Kosten von 80.000 Goldmark waren schon ermittelt - ein Schiff auf dem Rhein mit großem Theatersaal und mehreren Gaststätten für die Darbietungen seines Zaubertheaters umzubauen. Auch diese Idee wurde nicht realisiert, zeigt jedoch die Ausmaße, die das Unternehmen Hofzauberkünstler Strack-Bellachini angenommen hatte.

Der Erste Weltkrieg veränderte alles.


Nach der anfänglichen Euphorie für den Krieg kam die Kriegswirklichkeit nach Marburg. Mehrere Lazarette wurden im Stadtgebiet eingerichtet. Hier war Bellachini tätig. Er ging in die einzelnen Lazarette und führte dort seine Kunststücke zur Unterhaltung der Kriegsbeschädigten auf. Auf diese Seite legte der Pfarrer 1930 in seiner Totenpredigt noch einmal einen besonderen Augenmerk. Bellachini hätte seine Künste auch in den Dienst der sozialen Sache gestellt. Nach dem Ende des Krieges verschlimmerten sich die Zustände mit der Versorgung der Bevölkerung weiter. Nahrung wurde immer knapper und viele mussten hungern.

Doch Strack-Bellachini setzte sein Tourneen so gut es ging fort. Für Ende 1918 ist belegt, dass er auf dem großen Circusplatz in Krems/Österreich aufgetreten war. Hier gastierten ansonsten große Circusse. Berichte sprechen von Circussen in Krems mit Zelten für bis zu 14.000 Zuschauer. Der Marburger Bellachini hatte als Einzelkünstler diesen Platz gefüllt.

Jedoch die technische Entwicklung nahm ihren Lauf. Mit dem Aufkommen der Kinos als neue Attraktion, wenn auch zuerst nur als Stummfilm, war die große Zeit der Zauberkünstler mit ihren Illusio-nen vorbei. Bellachini zog die Konsequenzen und gab 1921 sein Geschäft auf.


Kapitel 5
Die letzten Jahre lebte Lucas Strack-Bellachini in Marburg


Nachdem Lucas Strack-Bellachini im Jahr 1921 entschieden hatte, sich mit seinem Unternehmen Zaubertheater von der Bühne zurückzuziehen, war dies zugleich der Abschied von der nationalen Ebene. Er war weithin mit dem klangvollen Titel Der Marburger Bellachini bekannt geworden und hatte den Namen seiner Heimatstadt überall hingetragen.

Er blieb geschätztes Mitglied der Vereinigung zur Förderung der magischen Kunst (gegründet 1900 von Carl Willmann).

Bellachini wohnte ab 1900 am Wehrdaer Weg 7

Wohnhaus Wehrdaer Weg 7 (von Bellachini gekauft um 1900)


In den folgenden Jahren wohnte er das ganze Jahr über in der Universitätsstadt und wurde für seine Mitbürger der Bellachini. Ihn kannte jeder und jeder war stolz, ihn zu kennen. Angesprochen wurde er meist nur kurz mit seinem Künstlernamen. Er war durch sein Unternehmen zu viel Geld gekommen und war sorgsam damit umgegangen. Bellachini galt als reich. Viele behaupteten von ihm, er sei Millionär.

Abschiedsvorstellung in den Stadtsälen

Für seine Marburger veranstaltete er eine Abschiedsvorstellung in den Stadtsälen – natürlich vor ausverkauftem Haus. Es war dies das Ereignis, von dem die Bewohner von Marburg und Umgebung noch lange berichteten. Hier ein Auszug aus einer Darstellung eines Münchhäuser Jungen von der Abschiedsvorstellung Bellachinis:

1922 gab er altersbedingt in den Stadtsälen seine Abschiedsvorstellung. Mein Vater, der gerne so etwas sah, kaufte, obwohl sonst sparsam, gleich zwei Karten. Als Kleinster durfte ich mit zur Vorstellung. Der Saal war überfüllt. Bellachini zauberte lustig drauflos, die Leute zeigten sich hell begeistert. Aus dem Zylinder kam ein Kaninchen gesprungen, Tauben flatterten durch die Luft, er verblüffte mit Spielkartenkunststücken und mit allerlei Dingen, die Zauberkünstler sonst noch anstellen.

Zum Schluss machte er ein sehr ernstes Gesicht. Was er jetzt vorhabe, hätte auf der ganzen Welt noch keiner fertig gebracht: er wolle ein lebendes Pferd aus seinem Stall auf die Bühne zaubern. Da ging ein Raunen durch den Saal. Er bat um größte Ruhe. Dann wurde das Licht abwechseln hell und dunkel geschaltet, nebenbei lenkte er die Zuschauer durch einige Kunststückchen ab.

Plötzlich stand hinten auf der Bühne ein wunderschönes weißes Pferdchen, nunmehr hell angestrahlt. Laut schrie ich außer mir: „Vater, unser Schimmelchen!“ Auch mein Vater hatte es sofort erkannt. Alle Leute klatschten begeistert Beifall. Einige wurden auf die Bühne gebeten und durften es anfassen – wirklich, es war ein Tier aus Fleisch und Blut.

Vater und ich konnten nicht schnell genug über den Weißen Stein nach Hause laufen, um die Neuigkeit zu erzählen. Schon in der Haustür rief ich erregt: „Bellachini hat unser Schimmelchen auf die Bühne gehext!“ Meine Mutter war ungläubig erstaunt und erfreut zugleich, die Brüder gaben sich eher fachmännisch und lässig. Er hätte das ruhige schwarze Pferd nehmen müssen, das Schimmelchen sei doch zu unruhig.

Später hatte ich Gelegenheit, von der Assistentin Bellachinis zu erfahren, wie das Tier auf die Bühne kam. Das Pferd, vom Fuhrunternehmer Vaupel ausgeliehen, stand schon vorher hinten auf der Bühne, davor war ein dünner, schwarzer Vorhang. Die Gehilfin zog in einem günstigen Moment den Vorhang hoch, und das Schimmelchen stand leuchtend weiß im Dunkel der Bühne. In der damaligen Zeit, in der man noch ohne Radio und Fernsehen lebte, war das ein großes Ereignis. Noch wochenlang wurde in Marburg und Umgebung davon gesprochen wie schön das gewesen sei.

Bellachini widmet sich der Naturheilkunde und wird Heilkundiger

In der Folgezeit widmete sich Bellachini - offensichtlich mit dem gleichen Ehrgeiz wie mit seinen Zauberkünsten - der Homöopathie, der Naturheilkunde. Er offenbarte damit eine weitere Facette seines Könnens. Nach Aussagen seines Enkels soll er damit dem Rat seines Intimfreundes, dem Lehmpastor Felke aus Sobernheim , gefolgt sein. Er erstellte aus Pflanzen Lösungen, Salben und Öle her, die er an Heilsuchende weitergab. Im Marburger Adressbuch stand ab 1925 unter dem Eintrag Strack-Bellachini: Hofkünstler und Heilkundiger.

Seine Praxis in seiner Wohnung am Wehrdaer Weg 7 florierte außerordentlich gut. Aus Marburg und von weiter her wurde er aufgesucht, vor allem von Frauen. Bellachini betrieb die Praxis bis zu seinem Tode. Sein überragendes Charisma dürfte die Erfolge verstärkt haben. Offenbar müssen ihm viel in Hinsicht auf Anwendung von Naturheilkräften Wissen und Können zugetraut haben. Manche von ihm erstellte Salbe gab er mittellosen Mitbürgern auch kostenlos ab.

Sein Enkel versuchte, Bellachini auf dem Weg der Homöopathie zu folgen. Aber ihm fehlte die Ausstrahlung, so dass er trotz Qualifikation als homöopathischer Arzt diesen Zweig der Medizin aufgab. Waren des Naturheilers Felke wurden noch mehrere Jahre nach dem Tode des Zauberers im Strackschen Haus Wehrdaer Weg 7 von einer Angestellten vertrieben. Auch hatte sich Bellachini bei den Bauern im Kreis einen Namen als Viehdoktor gemacht. Wenn ein Bauer der Ansicht war, dass seine Kuh behext war, wurde Bellachini gerufen. Was dieser mit der Kuh anstellte, welche Lösung er verabreichte oder ob er auch hier seine Ausstrahlung einsetzen konnte, weiß niemand. Dies war ein Teil seines Wesens, das später zu vielen wahren und vielleicht übertriebenen Berichten führte.

Bellachini war ein Vereinsmensch

Bellachini war mit der Marburger Bürgerschaft eng verbunden. Er war national eingestellt seit seiner Jugend und blieb es auch nach der Katastrophe von 1918 und den folgenden Demütigungen. Als ein Zeichen dafür kann man werten, dass er in seinem Zimmer ein großformatiges Porträt des Reichskanzlers Bismarck aufgehängt hatte. Er war dem Jungdeutschen Ordenbeigetreten und wie bei allen anderen Aktivitäten Bellachinis übernahm er eine führende Rolle. Dies war bei seiner Stellung in der Bevölkerung auch nicht anders zu erwarten. Nach Aussagen der Familie kam Bellachini nie in die Nähe der damals bereits agitierenden Nationalsozialisten. Vielmehr wurde die Bestrebung abgelehnt.

Schon lange war er Mitglied in mehreren Marburger Gesangvereinen gewesen, so auch in der Liedertafel. In der Festschrift des Vereins von 1913 wird L. Bellachini als passives Mitglied aufgeführt. Aktiv mitgesungen hatte er im Männergesangverein Liederkranz. Hier war er Ehrenmitglied geworden. Das Vereinslokal Lahnlust des MGV Liederkranz lag am Wehrdaer Weg in unmittelbarer Nähe sei-nes Wohnhauses.

Bellachini gehörte einer Vielzahl weiterer Vereine an. Aktiv war er bei der Kriegerkameradschaft Marburg und der Gesellschaft Amicitia. Zudem wurde Bellachini in beiden Vereinen Ehrenmitglied.

Mitglied der Loge, einer lange als elitärer Männerbund angesehenen Vereinigung, war Bellachini bereits 1912 in Kassel geworden. Dort gab es die Loge Einigkeit und Treue. Ab 1915 war er in Marburg bei der Marburger Loge Marc Aurel zum flammenden Stern ständig be-suchender Bruder und seit 1920/21 offizielles Mitglied. Die Freimaurer benutzten zu dieser Zeit als Logenhaus das Gebäu-de Barfüßertor 14. Bellachini trug den Titel Erster Schaffner. Doch vor allem sind seine Auftritte als Zauberer bei der jährlichen Niko-lausfeier in Erinnerung. Seine Kunststücke wurden von den Kindern jeweils sehnsüchtig erwartet. Auffällig war, dass er oft an den Lo-genabenden seine Brust geschmückt hatte mit den Orden, die er zahlreich besaß. Bellachini hatte in der Marburger Loge den Grad eines Meisters. Meister von Stuhl war zu Zeiten Bellachinis der Kaufmann Johannes Stumpf. Derzeit residiert die Marburger Loge im ehemaligen Kessel-haus der Marburger Brauerei am Pilgrimstein. Bellachini blieb volkstümlich

Den Kontakt zu seinem Geburtsort Ebsdorf hielt er aufrecht. Wenn die Bauern von dort nach Marburg zum Markt kamen, traf er sich regelmäßig mit ihnen, um Erinnerungen auszutauschen oder mit ihnen seine kleinen Späße zu machen. Ebenso ist bekannt, dass er es sich nicht nehmen ließ, in jedem Jahr wieder einmal nach Ebsdorf zu fahren und alte Bekannte aufzusuchen. Vor allem die Familie Steitz soll er regelmäßig besucht haben.

Dass er wöchentlich seinen Stammtisch am Marktplatz im Restaurant Zur Sonne besuchte, wusste zu jener Zeit jeder Marburger. Und hier beginnt eine der Geschichten, die Bellachini berühmt gemacht hatten im gesamten Deutschen Reich:

Die Geschichte mit der Eierfrau


Dieses Ereignis hat Wilhelm Wissner im Jahre 1955 zum 25. Todes-tages Bellachinis in der Oberhessischen Presse dargestellt (Wortlaut teilweise gekürzt):

Bellachini und die Eierfrau

Vom Frühschoppen-Stammtisch auf den Marktplatz gekommen, wurde Bellachini gebeten, auch dort einmal ein Zauberkunststückchen zum Besten zu geben. Er forderte seine Kameraden auf, zum Markt zu gehen. Alle folgten ihm in gespannter Aufmerksamkeit. Er ging an den Ständen vorbei und blieb bei einer Bäuerin stehen, die einen Korb Eier feilbot.

"Mutter, was kostet ein Ei?" frage Bellachini. "Fünf Pfennige", war die Antwort. "Dann nehme ich gleich zwei Stück." Der Zauberkünstler streifte die Ärmel hoch, schlägt ein gekauftes Ei in seiner Hand entzwei und zeigt es überall herum. Aus dem Eidotter kommt ein Zwanzigmark-Goldstück hervor. Bellachini lutschte es ab und steck-te es in seine Westentasche. Als er aus dem zweiten Ei ein Zehnmark-Goldstück herausholte, verschlägt dies der Bäuerin den Atem. Sie fängt an, ihre zum Verkauf bestimmten Eier selbst aufzuschlagen, natürlich ergebnislos. Bellachini schaute eine Weile zu und sagte dann zu der Bäuerin:

"So, jetzt zeige ich es Ihnen noch einmal." Wieder holte er ein Zwanzigmark-Goldstück aus dem Ei heraus. Die Frau verschloss daraufhin ihren Eierkorb. "Nein, nun verkaufe ich keine Eier mehr, die anderen mache ich zuhause auf", meinte sie und trat den Heimweg an.
(Soweit die Darstellung vbon Wissner)

Für den Leser kann es zwei Reaktionen geben. Einmal das Lachen über die doch etwas einfältige Bäuerin oder zum anderen das Bedauern über den Verlust, den die sicherlich nicht reiche Frau erlitten hatte. Schadenfreude ist eines der erfolgreichsten Mittel, welche Zauberer bei ihrem Publikum herbeiführen. Bei Bellachini erhielten diejenigen, die er hereingelegt hatte, die vor den Augen der anderen "Betrogenen", jeweils Schmuck, Uhren und Geldbörsen zurück.

Es wird berichtet, dass es auch Leute gab, die seine Streiche nicht so lustig fanden und sie ernst nahmen. Ein Bauer verbat es sich, dass Bellachini ihm noch einmal den Hut abnahm, um zu zeigen, dass dieser ein Loch hatte.

Der Meister der Illusionen hatte dem Bauer das Loch nachgewiesen, indem er den Finger durch den Hut gesteckt hatte. Als der Bauer seinen Hut zurücknahm, war kein Loch darin. Aber ein zweites Mal wollte er sich nicht reinlegen lassen.

Das Loch im Hut war jedoch nur einer seiner Tricks, die der Zauberkünstler und Illusionist immer wieder an den Mann brachte. Als er einmal an einem Sonntag mit seinem Auto und mehreren seiner Freunde aus dem Automobilclub in ein Dorf gefahren war und einige Aufregung verursacht hatte, geschah folgendes:

Bellachini hatte es fertig gebracht, einem Bauern die Weste unter seinem Rock auszuziehen, ohne dass derselbe dies gemerkt hatte. Die Verblüffung war groß und der Zauberkünstler konnte dem Bauern die Weste unter dem Staunen aller zurückgeben.

Die Rolle als Der Marburger Millionär konnte Bellachini nur wenige Jahre genießen. 1923 verlor er in der Inflation alles Geld. Seine Familie hat es noch lange bedauert, dass er wenige Jahre vorher seine wertvollen Requisiten und Maschinen verkauft hatte, letztlich gegen wertloses Papiergeld. Geblieben war ihm das Haus am Wehrdaer Weg. In seiner Praxis dürfte er nur kleine Einnahmen gehabt haben. Den einfachen Bürgerinnen und Bürgern, die zu ihm kamen, hatte er mit Sicherheit keine Reichtümer abgenommen. Und deshalb - so erzählt man - musste er weitgehend vom Erlös seiner ihm von den Fürsten geschenkten wertvollen Uhren und Schmuck leben, eine allerdings sehr umfangreiche Sammlung.

Goldhändler kamen, wenn sie in Marburg waren, immer bei Bellachini vorbei, um Gold einzutauschen. Er musste ein guter Kunde gewesen sein. Da es jedoch zu dieser Zeit - bis auf wenige Ausnahmen - allen sehr schlecht ging, brachte dies der Anerkennung seiner Person keinen Abbruch. Über Bellachini wird zudem berichtet, er habe das erste Auto besessen, das in Marburg offiziell angemeldet wurde. Belegt ist, dass er eines der Gründungsmitglieder war, die sich 1907 in der Universitätsstadt zum "Marburger Automobil-Clubs MAC" zusammengeschlossen hatten.

Die Festschrift "25 Jahre Marburger Automobil-Club, 1907-1932" ehrt Bellachini in einem ganzseitigen Nachruf zusammen mit Adam Deinert als würdige Mitglieder des Vereins. Beide hätten bahnbrechend an der Entwicklung des Clubs mitgearbeitet und ihre ganze Schaffenskraft dem Club gewidmet. Sein letztes bekanntes Auftreten als Zauberkünstler und Unterhalter soll bei der Jahresfeier des ADAC im Kurhotel am Ortenberg gewesen sein.

Sein Tod im Jahr 1930 im siebzigsten Lebensjahr kam unerwartet. Er hatte einen Schlaganfall erlitten und sich davon nicht mehr erholt. Eine Geschichte, die von den Nachkommen erzählt wird, soll hierbei nicht unerwähnt bleiben: Lucas Strack-Bellachini soll seinen Tod zelebriert haben. Kurz vor seinem Ableben soll er sich unterhalb seines Hauses am Wehrdaer Weg mit einer Flasche Rotwein an die Lahn gesetzt haben. Und bewusst auf seinen Tod hin soll er dort ein Glas Rotwein getrunken haben.

Die Oberhessische Zeitung, die ansonsten sehr sparsam mit Würdigungen auf den Tod von Persönlichkeiten umging, veröffentlichte umgehend einen Nachruf. Ebenso würdigte das Hessische Tageblatt, die zweite damals bestehende Lokalzeitung, den Meister und beschrieb die Trauerfeier und den schier endlosen Trauerzug.

Nachdem die Leiche Bellachinis in Gießen eingeäschert worden war, fand er in einem Familiengrab im Marburger Hauptfriedhof an der Ockershäuser Allee seine letzte Ruhestätte. Nach Aufhebung der Anlage wird der Grabstein an einem Seitenweg des Friedhofs aufbewahrt. Im Familiengrab sind neben Bellachini und seiner Frau noch seine Eltern und sein zweiter Sohn Karl mit Frau Anni bestattet. Der Sohn hatte im Haus am Wehrdaer Weg eine Zahnarztpraxis geführt. Er war jedoch sehr früh im Alter von noch nicht einmal dreißig Jahren verstorben. Vielleicht ist davon auszugehen, dass der frühe Tod seines Sohnes Karl ihn stark berührt hatte. Damit dieser studieren und Arzt werden konnte, hatte Bellachini sein noch vorhandenes Geld eingesetzt.

Bellachini fand viele Nachfolger


Einer von vielen Nachfolgern Bellachinis war Franz Schweizer (1886-1969). Als dieser den Zauberer Strack-Bellachini kennen lernte, wurde er dessen Assistent und reiste mit ihm. Später erhielt er von Strack - so heißt es in einem Bericht über Schweizer - die Erlaubnis, den Namen Bellachini weiter tragen zu dürfen. Seine Heimatstadt St. Martin errichtete ihm zu Ehren ein Bellachini-Denkmal. Die von seinen Zauberkünsten begeisterten Pfälzer hatten Schweizer einen Springbrunnen mit einem Gedenkstein gewidmet, da er im Ersten Weltkrieg mehrere Tage für die Kriegsversehrten gespielt hatte.

Der Marburger Artist Heinrich Reinhold berichtete nach dem 2. Weltkrieg in der Oberhessischen Presse, er habe zwölf Jahre hindurch Bellachini bei seinen Gastspielreisen begleitet und seine Tricks gekannt. Er hatte dessen Requisiten als sein Theatermeister bedient und dafür gesorgt, dass keine Requisiten vergessen wurden. Er nannte sich der New Bellachini. Auch die Zwei Reichmanns, Günther Reich und Hans Mann aus Kirchhain und Rauschenberg, folgten Bellachinis Spuren.

Eine besondere Geschichte ist noch über den Zauberkünstler Kalanag (bürgerlich Helmut Ewald Schreiber, 1903-1963) überliefert. Als dieser im Jahr 1949 in Marburg mit einem großen Zelt auf den Lahnwiesen auftrat, besuchte er mit seinem Ensemble das Grab des großen Meisters Bellachini und machte ihm seine Aufwartung.

Bellachini wurde in Marburg zur Legende


Nach seinem Tod wurde Bellachini in Marburg zur Legende. Seine Berühmtheit und zugleich seine Volkstümlichkeit bewirkten, dass nahezu jeder eine Geschichte mit ihm oder von ihm erzählen konnte. Viele Erzählungen wirken kaum glaubhaft, aber seine Erfolge waren auf die Vorführung seiner unglaublichen Illusionen zurückzu-führen. Erklären ließen sie sich für den normalen Bürger nicht.

Im Eisenwarengeschäft Accularius in der Barfüßer Straße - so berichtet es Alfred Urff, Enkel des damaligen Inhabers - kam eines Tages der Lehrling ganz aufgeregt aus dem Laden hoch gelaufen in die Wohnung seines Chefs. Er gab an, dass er einen Kunden im Laden hätte, dem er immer wieder Sachen zum Kaufen auf den La-dentisch gelegt hätte und dann wären sie auf einmal verschwunden. Und plötzlich seien sie wieder da gewesen. Daraufhin stieg der Geschäftsinhaber mit dem Lehrling die Treppen herunter in den Laden und erkannte Bellachini. Er sagte zu dem Zauberer: "Machen Sie mir meinen Lehrling nicht verrückt!"

Im Gasthaus Alte Post am Steinweg (heute befindet sich dort ein Geschäft) traf sich im Winter einmal in der Woche ein Zitherkränzchen. Bellachini kam manchmal dazu und musizierte mit den Spiele-rinnen und Spielern. Oft wurde er aufgefordert, einige kleine Kunst-stücke zu zeigen, etwa schnell und unbemerkt eine Uhr oder eine Krawatte an sich zu bringen. Er tat dies gerne, doch immer wieder mit der Ankündigung: "Geschwindigkeit ist keine Hexerei!" Jeweils wärmte er sich am Ofen vorher die Finger auf. Denn bei seinen mit den Händen virtuos ausgeführten Tricks wären kalte Finger hinderlich gewesen.

Noch heute sind Geschichten von Heilungen mit seiner Naturmedi-zin von Nachkommen alter Marburger zu hören. Und immer klingt dabei durch, dass es damals Bellachini gelungen war, Krankheiten zu heilen, bei denen Ärzte vorher keinen Erfolg bei der Behandlung hatten. So berichtet Erwin Deinert, dass es Bellachini gelungen sei, seiner Großmutter eine Warze zu beseitigen. Eine wundersame Ge-schichte, welche die Jahrzehnte überdauerte.

Der Einsatz seiner homöopathischen Mittel hatte auch der Mutter von Gisela Zaun geholfen. Immer wieder hatte sich bei der Mutter ein Gerstenkorn am Auge gebildet. In der Klinik war es schon mehrmals weg geschnitten worden. Dabei hatten diese kleinen Operationen Wundmale hinterlassen. Bellachini hatte die Mutter in der Stadt getroffen. Ihm war ihre Augenklappe aufgefallen. Nachdem er wusste, was dies bedeutete, hatte er ihr geraten, zu ihm in die Praxis zu kommen: "Willst du, dass dein Gesicht am Auge vollkommen vernarbt wird?" Da der Meister schon der Großmutter bei einem Leiden geholfen h atte, folgte sie dem Rat. Sie erhielt eine Lösung, de-ren Wirkung er ihr erklärte - und das Gerstenkorn trat nie wieder auf. Bellachini war für die Marburger der Charismatische, der Berühmte. Aber er, der es zu etwas gebracht hatte, war einer von ihnen. Er hatte sein Können weitergegeben - als Hexenmeister zur Unterhaltung und als Heilkundiger mit helfender Hand.

Noch lange nach seinem Tod wurde er bewundert. Die Erinnerung an ihn wurde über Generationen weitergegeben.


Anhang

Samuel Berlach war der Bellachini des 19. Jahrhunderts

Der erste populäre Zauberkünstler mit dem Namen Bellachini war der in Polen geborene Samuel Berlach (1828-1885). Schon mit 16 Jahren gab Berlach unter dem Namen Bellachini seine erste große öffentliche Vorstellung. Danach zog er mit großem Erfolg während vierzig Jahren als Jahrmarktszauberer vorwiegend durch Deutschland. Bellachini soll weniger durch eine große Handfertigkeit beeindruckt haben, sondern vor allem durch seine stattliche Erscheinung. Seine Vorführungen begleitete er mit einem humoristischen Redeschwall in gebrochenem Deutsch. Durch die große Zahl von Auftritten wurde er zu einem der beliebtesten und bekanntesten Zauberer der 19. Jahrhunderts.

Quellenlage zu Lucas Strack-Bellachini



Quellenmaterial über Lucas Strack-Bellachini ist kaum zu finden. In den Artistenarchiven ist er aufgeführt als anerkannter und erfolgreicher Magier. Im Artistenarchiv in Marburg finden sich Plakate, Kopien und Niederschriften. Willi Dauzenroth bewahrt die Fundstücke dort auf. Verlässliche Informationen bringt vor allem die Auswertung von Berichten der Lokalzeitungen der Jahrzehnte um 1900.

Staatsarchiv und Stadtarchiv Marburg führen in ihren Akten keine Belege über das Wirken des Zauberkünstlers. Auch in Archiven der Fürstenhöfe, wie in Coburg, wo Lucas Strack wiederholt zu Aufführungen weilte und mehrere Auszeichnungen erhielt, sind Urkunden oder Akten über Lucas Strack-Bellachini nicht auffindbar.

Einige Orden, Urkunden und Plakate finden sich bei den Nachkommen des Künstlers. Urenkel Ernst Strack, wohnhaft in Marburg-Cappel, hat diese wichtigen Belege aufbewahrt, ebenso die wertvolle Geige, die Bellachini gespielt hat. Leider mangelt es an Fotomaterial, ebenso an handschriftlichen Aufzeichnungen.

Dr. Barbara Rumpf, Marburg hat in ihrem Fundus eine umfangreiche Darstellung von Dr. Richard Strack, Bellachinis Enkel, über seinen Großvater. Doch wird in dem handschriftlich verfassten Schreiben deutlich, dass keine detaillierten Informationen zu erhalten waren. Gleich am Beginn des Berichts über den Großvater Bellachini heißt es: "Zu Hause wurde, was seinen Beruf betrifft, nicht gesprochen, so sind meine persönlichen Erinnerungen recht spärlich."

In Ebsdorf, Strack-Bellachinis Geburtsort, ist der Zauberkünstler derzeit noch bei vielen ein Begriff. Der Name Strack ist als Dorfname noch im Gebrauch. Anverwandte wohnen noch immer in Ebsdorf und Umgebung. Weitere leben in Deutschland verstreut oder auch in Amerika.

Akten über die ersten Jahre von Lucas Strack sind in Ebsdorf nicht aufbewahrt. Im Jahr 2011 widmete sich eine kleine Ausstellung im Dorfmuseum Ebsdorf neben dem Thema Ehemalige Kreisbahn auch dem berühmten Sohn des Dorfes, Lucas Strack-Bellachini. Seither hat die Erinnerung an den großen Magier in Ebsdorf wieder an Bedeutung gewonnen.

Benutzte Literatur

Adressbuch von Marburg, Marburg 1872-1930
Renate Audick, Die Lumpensammlerbande, Wetter o. J.
Albert Bosshammer, Dorfgeschichten, Lahntal 1987
Die Zauberwelt, 7. Jg., Hamburg 1901
Essener Volkszeitung, Essen 1904
Festschrift 25 Jahre ADAC, Marburg 1932
Festschrift 50 Jahre Liedertafel, Marburg 1913
Hessisches Tageblatt, Marburg 1891-1922
Hessische Landeszeitung, Marburg 1930
Marburger Presse, Marburg 1949
Oberhessische Zeitung, Marburg 1878-1930
Oberhessische Presse, Marburg 1955, 1980
Internet-Verweise zu Bellachini, Emanuel Felke, Kalanag,
Jungdeutscher Orden, Krems, Loge Marburg, Franz Schweizer, 1848

Dank


Ohne die Hilfe folgender Personen, denen ich sehr zu Dank verpflichtet bin, wäre die Erstellung dieses Buches nicht möglich gewesen:

Franz Paul Böhler, Willi Dauzenroth, Erwin Deinert, Gerhard Deinert, Dr. Heinrich J. Dingeldein, Ludwig Dreher, Dieter Hagenbring (Friedhofsamt), Dr. Ulrich Hussong, Wilhelm Lotz, Luise Kempken, Dr. Richard Laufner, Erich Möller, Dr. Barbara Rumpf, Ernst Strack (verst. 2015), Fe Strack, Walter Troeltsch, Alfred Urff, Hans Widemann, Gisela Zaun, Herbert Zaun (alle Marburg),
Johannes Haslauer (Stadtarchiv Coburg), Katharina Baumann, geb. Lemmer (Dinslaken), Heinrich Kutsch, Ursula Lemmer, Wolfgang Richardt (alle Dorfmuseum Ebsdorf), Hiltrud Schick, Hans Steitz (alle Ebsdorf), Dr. Thomas Strack (München), Dr. Wilfried Scholten, Moers

Fotos und Abbildungen Sämtlich verwandte Urkunden und die beiden Fotos des Künstlers befinden sich im Besitz von Familie Ernst Strack, Cappel. Abbildungen, Reproduktionen und weitere Fotos: Karl-Heinz Gimbel sowie auf S. 41 von Dr. Wilfried Scholten (Moers).

Kopien, auch auszugsweise Abdrucke, nur möglich mit Zustimmung des Autors.