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Die historische Ketzerbach
Die Ketzerbach im Norden von Marburg ist immer ein herausgehobener Stadtteil von Marburg gewesen. Wer dort aufgewachsen ist, bezeichnet sich als Ketzerbächer - mit Stolz in der Stimme. Doch vielleicht gilt dies nur noch für diejenigen, die auf der schönen Promenade, eingesäumt als Allee von Bäumen, mit Murmeln oder mit dem Ball gespielt haben. Der Verfasser dieses Bildbandes hat seine Kindheit dort verbracht, geboren ganz am Beginn der Straße im Haus Ketzerbach 8. Die Spielkameraden von nebenan hießen Fritz, Bernd, Jürgen, Friedrich, Manfred, Rudolf, Volker, alle nahezu im gleichen Alter und fast sämtlich in der gleichen Grundschulklasse versammelt. Dazu kamen die Erlebnisse in der Konfirmandenstunde bei Pfarrer Bücking, die manchmal im Michelchen stattfanden. Es sind nicht die großen Persönlichkeiten, die dort gewohnt hatten, von denen wir außer dem berühmten, aber unnahbar gewesenen Emil von Beh-ring kaum etwas wussten. Aber der Vorteil war: In der Grundschule wurde noch Heimatkunde unterrichtet. Das öffnete auch den Blick auf die Geschichte der Hl. Elisabeth. Aber auch zu den Bildern von Otto Ubbelohde, dessen Märchenzeichnungen in das Marburger Land zeigten. In dem Schatten der Elisabethkirche - im "Kirchengärtchen" - wurde auf dem dortigen Rasen Fußball gespielt. Am Einfluss des kleinen Ketzerbachs in den Mühlgraben, am "Inselchen", wurden kleine Fische gefangen und Dämme gebaut. Auf die "Minne", so wurde die Augustenruhe genannt, zog man, um im Wald Räuberspiele zu spielen. Im Winter zogen wir mit den Schlitten weiter bis zur Waldbahn auf Elsenhöhe. Von der Geschichte der Ketzerbach und von Marburg erfuhren wir durch die Darstellungen in den Festzügen der Stadtteilgemeinden. Zum Bachfest gab es einen großen Festzug, an dem viele von uns teilnahmen. Viel Vorbereitung und Einsatz der Mitglieder der Ketzerbachgesellschaft waren nötig. Die alten Kostümen versetzten uns in vergangene Zeiten. Die Promenade ist heute verschwunden. Schon lange hatten dort keine Kinder mehr gespielt. Die schöne Allee ist nur noch Erinnerung. Die alten Zeiten kommen nicht wieder. Aber Bilder können zurückrufen. Die alten Straßennamen noch, die alten Gassen, Die alten Freunde aber sind nicht mehr. Der Autor Marburg, im Oktober 2014 Anmerkung: Dieser Fotoband enthält einen kurzen geschichtlichen Abriss. Ein im nächsten Jahr erscheinender Sonderband wird die Chronologie der Ketzerbach und ihre vielfältigen Geschichten ausführlich darstellen. Die Ketzerbach Die Ketzerbach ist offiziell ein Straßenzug im Nordviertel von Marburg, beginnend an der Elisabethkirche. Das Ende der Straße liegt an der Einmündung der Wilhelm-Roser-Straße, wo der Marbacher Weg beginnt. Die Ketzerbach ist jedoch für ihre Bewohner und für diejenigen, die dort aufgewachsen sind, mehr als ein Straßenname. Wer Heimatgefühl entwickeln kann, ist lebenslang "Ketzerbächer", also ein dauernder Zustand. Zum Straßenzug der Ketzerbach gehört die imposante Elisabethkirche. Von der Ketzerbach ist von jeder Stelle der Straße der Blick auf den einmaligen gotische Bau gerichtet, der den gesamten Norden der Stadt überragt. Den Beginn und das Ende des Straßenzugs Ketzerbach bilden zwei auffällige Gebäude. Nr. 1 der Straße ist das Hotel zum Ritter, nach dem 2. Weltkrieg wurde es genutzt als Amerikahaus und heute ist hie der Sitz der Stadtbibliothek. Mit Nr. 63 den Abschluss der KLetzerbach bildet das imposante Anatomische Institut, errichtet 1840. Nach Umzug der Anatomie in die Robert-Koch-Straße wurde es Sitz des Zoologischen Instituts und heute gehört es zum Pharmazeutischen Institut der Philipps-Universität. Einen weiteren Blickpunkt setzt das Gasthaus Lokomotive gegenüber dem Hotel zum Ritter am Beginn der rechten Häuserseite. Wie der Name sagt, führt das Gebäude den gesamten nördlichen Straßenzug Haus an Haus aneinandergereiht wie Eisenbahnwagen an Eisenbahnwagen an. Es heißt - für alle mitgeteilt, die in Marburg neu sind - immer nur "die Ketzerbach", nicht hochdeutsch wie "der Bach". Dies dürfte den Ursprung haben, als auf der Ketzerbach wie in den Orten ringsum das Marburger Platt gesprochen wurde. Da heißt es auch "das Hanne" oder "das Lisbeth". Lassen wir dazu die Dichterin Ina Seidel (1885-19xx) sprechen, die die meis-ten Kinderjahre in Marburg am Renthof verbrachte: "Da hatte ich zunächst zu lernen, dass in Hessen die Mädchen nicht nur gattungsmäßig, sondern auch als Individuen Neutren sind, denn, um nur einige von den Töchtern dieses Hauses zu nennen, so wurden sie bezeichnet als: das Maria, das Fried, das Karla usw. Dafür hieß die Straße, in die von unserer Höhe das Leckergässchen hinunterführte, nicht der, sondern die Ketzerbach, und man hatte zu singen: "Der Ketzerbach (nicht dem Ketzerbach) - ein Hujaja!", was wir mit Begeisterung taten, wenn sich auch unsere niedersächsischen Sprachgewohnheiten erst darauf einstellen mussten …" ... ... Hier ein paar Fotos (derzeit: Baustelle) Foto etwa aus dem Jahr 1900 Am Beginn der Ketzerbach steht das Gasthaus "Lokomotive" (Foto ca. 1925) |