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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1 - Der Kaiser-Wilhelm-Turm in heutiger Zeit
Kapitel 2 - Auf dem Ordenberg wird "Spiegelslust" zum Aussichtspunkt
Kapitel 3 - Der "Siegesthurm" stürzte 1876 kurz vor Vollendung durch einen Orkan ein
Kapitel 4 - 1890 wurde der Kaiser-Wilhelm-Turm auf Spiegelslust fertiggestellt
Kapitel 5 - Der Kaiser-Wilhelm-Turm ist bis heute beliebte Ausflugsstätte
Anhang
Literaturverzeichnis und Abbildungsnachweise



Hier einige Auszüge aus dem Band 6 "Der Marburger Kaiser-Wilhelm-Turm":
(die zahlreichen Fotos aus dem Band sind nicht in den Text eingebettet)

Kapitel 2

Anfang des 19. Jahrhunderts wird auf dem Ortenberg "Spiegelslust" zum Ausflugsziel der Marburger


Marburg war seit dem Mittelalter rechts der Lahn unterhalb des Landgrafenschlosses angesiedelt. Die alte Stadtmauer, welche die engen und teils steilen Straßen und Gassen am Schlossberg umschloss, ist heute kaum mehr wahrnehmbar. Bis 1866 sind noch abends die Stadttore verschlossen worden, und bis 1900 versahen Nachtwächter ihren Dienst in der Stadt.

Einige Gaststätten und Gärten lagen zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor den Toren der Stadt. Dies waren für die Bürgerinnen und Bürger sonntägliche Ausflugsziele. Im Norden waren dies der "Kalte Frosch" und der Lahngarten in Wehrda, im Süden der Schützenpfuhl und Pfeiffers Garten. Beliebte Ziele der Umgebung waren die Gasthäuser "Hanse Haus", "Sells Hof" oder Damm-Mühle. Mit einer gemieteten Droschke konnten Wohlhabende noch weiter entfernt liegende Ziele in den an Marburg angrenzenden Dörfern ansteuern.

Wanderwege auf die rings um Marburg liegenden Hügel gab es anfangs nur wenige. Erst die Romantik hatte einer größeren Allgemeinheit die Augen für die Schönheit der heimatlichen Landschaft geöffnet. Der ausschweifende Blick auf ästhetisch reizvolle Landschaften und Stadtpanoramen geriet zum Vergnügen breiter Bevölkerungsschichten. Mit dem zunehmend sich organisierenden Bürgersinn, hier ist unter vielen sich bildenden Vereinen die Gründung des Marburger Verschönerungsvereins (1868) zu nennen, wurden die Marburger Umgebung mit Wanderwegen erschlossen.

Zu dieser Zeit war der Ordenberg (heute: Ortenberg), oberhalb der ehemaligen Ländereien des Deutschen Ordens gelegen, durchgängig be-waldet und Jagdgebiet. Der Abhang zum Tal hin war steil. Auf den flachen Bergrücken führten zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keine Wege. Ein Marburger Naturliebhaber, der Obergerichts-Kanzlei-Registrator Christian Köhler, ließ sich zu Anfang des 19. Jahrhundert den beschwerlichen Aufstieg nicht verdrießen. "Zopf und Perücke, ein Rock mit einem steifen Kragen, geziert von einer Knopfreihe, eine kurze enge Hose und mit Silberschnallen besetzte Schule vervollständigten sein Äußeres", so beschrieb ihn der Heimatkenner Wilhelm Wißner in einem Zeitungsbericht zu "150 Jahre Spiegelslust". Registrator Köhler weilte, nachdem er durch die Bäume einen Ausblick auf die Stadt geschlagen hatte, immer wieder gerne an diesem idyllischen Punkt. Viele taten es ihm nach. Als er 1821 starb, war diese Stelle unter dem Namen "Köhlersruhe" bekannt geworden.

Werner Friedrich Julius Stephan Freiherr von Spiegel zum Desenberg, einem alten westfälischen Adelsgeschlecht entstammend, wurde 1820 an der Philipps-Universität immatrikuliert . Er war ein Freund der Jagd und der Natur. Soweit das Wetter es nur irgend erlaubte, ließ er seine Bücher über Staats- und Forstwirtschaft zurück, um aus der Altstadt hinauszuziehen in die Marburger Wälder. Als er auf der Höhe des Ortenbergs an einer Treibjagd teilnahm, führte ihn sein Begleiter zur Köhlersruhe. Spiegel entdeckte die Aussicht auf Alt-Marburg von den Lahnbergen her gewissermaßen zum zweiten Mal. Er übernahm nach Köhlers Tod 1821 die Pflege dieses Ausflugsortes.

In den Folgejahren ließ der vermögende Freiherr einige Ausbauten auf seine Kosten ausführen. Die Forstbehörde ging bereitwillig auf seine Anregungen ein. Sie ließ ihn 1828 einen Aussichtsplatz lichten und einebnen und zudem noch Wege und Ruhesitze herrichten. Schließlich folgte noch der Bau eines achteckigen, von dicken Eichensäulen getragenen Musiktempels.

Das neue Ausflugsziel auf dem Ortenberg erfreute sich schnell zunehmender Beliebtheit. Sonntags trafen sich dort Bürger und Studenten, ein geeigneter Rahmen für studentische Fasspartien, Volks- und Sängerfeste. Darüber wandelte sich der Name des Platzes bald von "Köhlersruhe" in "Spiegelslust". Spiegel bewahrte seine Liebe zum Studienort noch, als er Halberstädter Domherr geworden war. In hohem Alter hatte ihn der Marburger Verschönerungsverein zur Ehrenmitglied ernannt, obwohl er in späteren Jahren die Stadt nicht mehr besucht hatte. 1873 wurde er zudem Ehrenbürger von Marburg. Als Spiegel Marburg verließ, hatte er das Grundstück der Stadt übertragen. An dieser Stelle ließ der Magistrat danach eine Gaststätte mit Biergarten errichten. Sie wurde am 30. Januar 1876, dem Geburtstag von Spiegel, mit einem Konzert eingeweiht. Der Saal wurde später vom Gastwirt Brand ausgebaut.

Der Ausflugsort wurde von den Bürgern angenommen. So schrieb der bekannte Marburger Architekt August Dauber seinerzeit in der Oberhessischen Zeitung, dass Spiegelslust der beliebteste Ausflugsort in der Nähe von Marburg sei. 1884 hatte die Stadt den in die Jahre gekommenen Spiegel-Tempel erneuern lassen. In der warmen Jahreszeit wurden dort fast jeden Sonntag Konzerte veranstaltet. Die Besucher stärkten sich an den mitgebrachten Vesperbroten und an dem köstlichen Boppschen oder Frankfurter Flaschenbier. Dies war damals eine Neuheit. Und in jedem Jahr begann am Himmelfahrtstag bereits um fünf Uhr morgens das traditionelle Frühkonzert.

    Der Maler Otto Ubbelohde hat diese Szenerie in einer Federzeichnung der Nachwelt erhalten. Ubbelohde muss in seinen jungen Jahren oft von der Elisabethstraße mit seinen Eltern nach Spiegelslust ge-wandert sein und das Treiben dort genossen haben. Als er später wieder nach Marburg zurückkam, bedauerte er in seinem Bildband "Aus schöner alter Zeit" (1919), dass dieser seit Alters her beliebte Tempel nach der Jahrhundertwende langsam verfiel. Seine Zeichnung stellt die Zeit dar, "als hier das Sonntags-Nachmittags-Publikum sich fand, der Bürger der Stadt und seine Frau, der Bruder Studio und sein Meister, der ihm den Weg zu den Quellen der Weisheit wies! Da saßen unter dem Holztempel den ganzen schönen Nachmittag lang "die sieben Raben" und fiedelten und blie-sen und schrappten den Brummbaß, dass es eine Lust war, indessen in den Kannen der braune Trank Arabiens dampfte und den Kuchen der Gast noch selbst mitbrachte. - Heute ist´s stille geworden hier oben."
Nur wenige Jahre später war es um den Tempel geschehen. Am 28. April 1922 hatte sich durch Blitzschlag eine in der Nähe des Tempels stehende große Tanne gespalten, war umgestürzt und hatte zur Hälfte das Tempeldach gestreift. Die anfängliche Annahme, dass der Pavillon der Stadt gehörte, stellte sich als falsch heraus. Stadtbaumeister Broeg ermittelte, dass der "fragliche Tempel von Herrn von Spiegel anfangs der 40er Jahre voriges Jahrhundert erbaut" worden sei und das Grundstück forstfiskalisches Eigentum war. Eine Übernahme durch den Verschönerungsverein oder die Stadtverwaltung hatte es nicht gegeben. Im Juli wurde die Oberförsterei gebeten, eine Ausbesserung zu veranlassen, andernfalls sei ein Verfall des Bauwerks unvermeid-lich. Die Försterei lehnte ab und die Arbeiten unterblieben.

Ein Vermerk des Magistrat im Juni 1923 zeigt, dass man sich für den Abbruch des Tempels entschieden hatte. Auch seitens des Verschönerungsvereins wären keine Einwendungen erhoben worden. Nachdem am 18. Juli 1923 sich der Verschönerungsverein doch für Erhalt aus-gesprochen hatte, war es zu spät. Der Tempel war abgebrochen worden. Im August wurde gerügt, dass der Platz, auf dem der Tempel stand, noch immer nicht von umher liegenden Resten geräumt sei.

Damit war die letzte sichtbare Erinnerung an Spiegel in Marburg ver-schwunden. Sein Name blieb jedoch erhalten.

... ...


Kapitel 4

1890 wird am Sedantag der "Kaiser-Wilhelm-Turm" eingeweiht


Der fast fertig gestellte "Siegesthurm" war 1876 zusammengestürzt, Nur ein Schuttkegel war von ihm übrig geblieben. Für die Marburger Bürger muss dies ein schockartiges Ereignis gewesen sein. Obwohl es in der Lokalzeitung umgehend Leserbriefe gab, die einen sofortigen Wiederaufbau anmahnten, war wohl der Schwung für die Errichtung eines Aussichtsturmes auf Spiegelslust vorerst dahin. Die Enttäuschung über das Geschehene war riesengroß. Das Desaster führte vorerst zu einer Lähmung.

Im Turmbauverein beriet man zwar einen sofortigen Wiederaufbau. Doch nur wenige Goldmark der eingesammelten Spenden für den auf 15.000 Mark angesetzten Bau waren übrig geblieben. Man stellte alle Einnahmen und Ausgaben zusammen. Am 12. Juli 1879 wurde in einer Generalversammlung des Comités bekannt, dass nur noch ein Restkapital von 3.218 Mark vorhanden sei. Die Aktivitäten wurden daraufhin eingestellt. Schäfer stellte dem Turmbauverein einen Vorschlag zum Neubau zur Verfügung. Doch das Comité stellte die Zusammenarbeit mit Schäfer ein.

Der Wunsch zur Errichtung eines Aussichtsturmes auf Spiegelslust blieb erhalten. Nach der Katastrophe dauerte es sechs Jahre, bis wieder konkrete Planungen für einen neuen Turm in Angriff genommen wurden. Im Juni 1883 trafen sich unter Federführung von Oberbürgermeister Rudolph eine Reihe honoriger Herren zur "Wiederaufnahme der Spiegelslustturmfrage". Einstimmig wurde eine Comité-Bildung be-schlossen. Major von Löwenstein wurde zum Vorsitzenden erwählt. Im Vorstand wurden weiterhin aufgeführt: Stellvertreter: Heilenbeck, Protokollführer: Siebert, Stellvertreter desselben: Misomelius, Kassierer: Ferd. Banz.

Der Vorsitzende wurde autorisiert, von Professor Melde, dem Vorsitzenden des alten Comités, die Akten, Pläne etc. gegen Empfangsver-weis entgegen zu nehmen. Auf ein Anschreiben hin antwortete Melde, dass er die Übertragung "in einer der Sache würdigen und rechtlich entsprechenden Weise" vollzogen sehen wollte. Melde lud per Anzeige in der Oberhessische Zeitung zu einer Generalversammlung des alten "Thurmbau-Comités" am 5. Juli 1883 im Saal des Rathauses ein. Aktionäre und Interessenten sollten auf das neue Comité übertragen werden.

Doch die Sache zerschlug sich. Der Versuch, die beiden Comités, die es in Marburg nun gab, zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bringen, waren 1883 offenbar gescheitert. Das neue Comités kam in seiner Arbeit nicht voran. Erst als 1884 Ludwig Schüler Oberbürgermeister in Marburg wurde, änderte sich die Sachlage. Schüler nahm sich der Turmbausache tatkräftig an und ließ sich umgehend von verschiedenen Seiten Zeichnungen und Kostenanschläge kommen. Er verhandelte mit dem Bau-Inspektor Meydenbauer. "Und es sollte dann losgehen", so wie formulierte es ein Leserbriefschreiber in der Oberhessischen Zeitung. Der Briefschreiber bemängelte anschließend, dass Meydenbauer die Stadt verlassen hatte und dadurch erneut eine Verzögerung eintrat. Anschließend stellte er eine Frage zu dem seit Jahren auf Spiegelslust herumliegenden Material: Jedes Jahr ginge dort Material verloren und "vor einigen Jahren lagen auf der Baustelle noch Haufen von großen, guten, behauenen Mauersteinen - und jetzt, wohin sind die Steine gekommen? sind sie verkauft, verwertet oder gestohlen? jeden-falls sieht sie das Publikum nicht mehr."

1885 schrieb Schüler als neuer Comité-Vorsitzender erneut an Melde. Er sollte diejenigen Bürger bezeichnen, welche als Mitglieder des alten Comités zu einer Besprechung eingeladen werden müssten. Schüler erreichte eine Vereinbarung und ihm gelang auch die Übergabe des restlich vorhandenen Kapitals an das neue Comité. Auf zwei Sparbüchern waren Einlagen von 1249 und 2329 Mark, also noch insge-samt 3579 Mark vorhanden. Sie bildeten das Startkapital für die Errichtung einen neuen Turmes auf Spiegelslust. Von dem Namen "Siegesthurm" war man abgerückt. Der neue Turm wurde als "Aussichtsturm auf Spiegelslust" oder kurz als "Spiegelslustturm" bezeichnet.

Man vereinbarte, umgehend wieder Sammlungen durchzuführen. Die erste Unterzeichnerliste umfasste mehr als hundert Bürger. An erster Stelle unterschrieb Oberbürgermeister Schüler. Danach waren verzeichnet Professor Ahlfeld, Banquier Bang, Bäckermeister Schott, Bierbrauereibesitzer Misomelius, Rentner Heylenbach, Sanitätsrath Heusinger und Professor Wegener. Fast alle von ihnen war bereit gewesen, 100 Mark zu spenden. Mehrere weitere Spender zahlten 10 Taler (= dreißig Goldmark).

Im Dezember 1886 schloss der Vorstand des Comités mit dem Kreisbauinspektor Manfred Wentzel und dem Techniker H. Decke eine Vereinbarung zur Planung eines neuen, 36 Meter hohen Aussichtsturmes ab. Als Honorar wurde 1 % von der auf 25.000 Mark veranschlagten Bausumme vereinbart. Ende des Jahres 1886 verabschiedete der Vorstand die "Statuten zum Bau eines Aussichtssturms auf Spiegelslust", eine umfangreiche Zusammenstellung von Vorgaben in 15 Paragrafen auf mehr als zwanzig von Hand geschriebenen Seiten. Die Grün-dungsmitglieder verpflichteten sich zu einem Erstbeitrag von 500 Mark.

Nach Einigung auf die vorgelegten Planungen wurde ein weiteres umfangreiches Papier erarbeitet, welches in weiteren 22 Paragrafen die "Allgemeinen Bedingungen für die Bauausführung und Lieferung bez. Turmbau" umfasste. Man war durch die schlampigen Arbeiten am ersten Turm gewarnt und wollte unbedingt ähnliche Verhältnisse durch ausführliche und eng gefasste Regelungen vermeiden.

Im Mai 1887 legten Bauinspektor Wentzel und Decke dem Comité ihre ausgefertigten Zeichnungen vor. Der Turm sollte auf der auf 371 Meter gelegenen Anhöhe und an gleicher Stelle wie der Vorgängerturm massiv aus festem Mauerwerk errichtet werden und eine Höhe von 36 Metern erreichen. Außen erhielt der unregelmäßige Rundbau mehrere Strebepfeiler, die den Turm stützen und gegen einen erneuten Einsturz schützen sollten. Schießschartenförmige Fenster waren angesetzt bis zu einem oberen viereckigen Abschluss. In diesem Teil war ein Turmraum angesiedelt, auf dem eine zinnenbekrönte Aussichtsplattform aufgesetzt war. Weiterhin war neben dem Turm der Bau eines Gastraums geplant mit anschließender Küche im Fuß des Turmes.

Nach Beschlussfassung in einer Generalversammlung konnte noch im gleichen Jahr mit dem Aufbau des neuen Spiegelslustturmes begon-nen werden. Die Bauerlaubnis wurde am 17. Juni 1887 erteilt, der erste Spatenstich erfolgte am 8. Juli. Als ausführende Firma war das Marburger Bauunternehmen Weishaupt verpflichtet worden.

Die Bürger von Marburg - die Zahl der Einwohner war inzwischen auf 14.520 Einwohner bei 930 Studenten angestiegen - wurden erneut aufgerufen, zum Bau des Turm Geld zu spenden. Und es wurde eifrig eingesammelt. Allerdings geht aus einem Aktenstück hervor, dass es zwischen Professor Melde und dem neuen Comité offenbar zu Unstimmigkeiten gekommen war. Melde - und mit ihm 42 ehemalige Mitstrei-ter zum Bau des "Siegesthurmes" - teilten dem neuen Comité mit, dass sie es ablehnen würden, "Beiträge zu den Kosten das Aufbaues eines Aussichtsturms auf Spiegelslust zu zeichnen". Doch abgesehen von diesen Bürgern, die sich gegenüber der neuen Sache verweiger-ten, unterstützten nahezu alle anderen Bürger den von Neuem geplanten Turmbau.

Spenden wurden durch Sammelbüchsen hereingeholt. Überaus erfolgreich war eine Sammelaktion des Comités durch Aufteilung in eine Listenführung. Offensichtlich mit Hilfe des vor wenigen Jahren zum ersten Mal erschienenen "Marburger Adressbuches" wurden Listen erstellt, in denen alle Haushalte der vier Stadtquartiere verzeichnet waren. Sämtliche Haushalte der Stadt wurden anschließend aufgesucht. Aus den penibel geführten Listen ist ersichtlich, dass in manchen Straßen wie Reitgasse und Bahnhofstraße vollzählig in allen Haushalten Spenden abgegeben wurden. In anderen Straßen stehen bei einigen Namen Bemerkungen wie "nichts", "verreist", "schon früher gegeben und gibt nichts mehr" oder "ist unschlüssig". Sogar der am Renthof wohnende Professor Melde hatte trotz seiner ehemaligen Verweigerung noch eine Spende von 6 Mark für den Turmbau geleistet. Dies war allerdings ein für einen Professor eher kleiner Betrag, die Mehrzahl der Professoren war in den Listen mit Spenden von 100 Mark aufgeführt. Insgesamt weisen die Listen 2.512 Haushalte auf, die Spenden geleis-tet hatten. Ende 1888 ergab sich eine Spendensumme von 13.000 Mark. Der Kostenanschlag für den Turm lag deutlich über 30.000 Mark. Somit blieb noch eine Finanzierungslücke, welche im Jahr 1888 noch nicht abgedeckt werden konnte. Der Bau schritt jedoch immer weiter voran.

Im März kam es zu einem Ereignis, welches die Bürger des gesamten Deutschen Reiches stark bewegte. Kaiser Wilhelm, der allseits hohe Popularität genoss, starb nach kurzer Krankheit am 9. März 1888 im Alter von 90 Jahren. Nach seinem fand im gesamten Deutschen Reich eine Aktion große Aufmerksamkeit, welche sich zum Ziel gesetzt hatte, dem verstorbenen Kaiser und Reichsgründer Denkmäler zu setzen. So erhielt der Magistrat der Stadt Marburg eine Vielzahl von Angeboten von Firmen, welche ein Denkmal in allen möglichen Variationen von Monumenten anboten: Reliefbild, Standbild, Reiterbild usw. Die Kunstanstalt Graf, München, zitierte einen überall verbreiteten Slogan: "Es möge keine Stadt, kein Dorf, kein Flecken ohne Standbild des Kaisers Wilhelm I. bleiben."

Oberbürgermeister Schüler und die Stadt standen unter dem Druck, diesen Wünschen entsprechen zu müssen. Allerdings lagen die Preise der angebotenen Monumente meist im fünfstelligen Bereich. Um nicht den Kraftakt einer weiteren großen Investition leisten zu müssen, war man im Comité offenbar bald auf die rettende Idee gekommen, an Stelle eines anderen Monumentes dem geplanten und bereits begonnenen Aussichtsturm auf Spiegelslust den Namen "Kaiser-Wilhelm-Turm" zu geben. So wurde umgehend am 20. April 1888 - zu dieser Zeit hieß der Deutsche Kaiser noch Friedrich III. - auf einer Generalversammlung des Vereins die Bezeichnung "Kaiser-Wilhelm-Turm" zu Ehren des verstorbenen Reichsgründers als Name für den Turm beschlossen.

Der Bau des Turmes war inzwischen gut vorangeschritten und hatte zum Winter 1889/90 bereits eine Höhe von fast dreißig Metern erreicht. Nun ging es um die Gestaltung und die künstlerischen Arbeiten. Eingelassenen Gedenktafeln sollten an den Sieg von 1870/71 und an die Gefallenen erinnern. An den verstorbenen Kaiser und Namensgeber des Aussichtsturmes musste ebenfalls eine würdige Form zur Ehrung gefunden werden.

Die Sitzung des Comités vom 20. April 1890 weist folgenden Beschluss aus:
    "a. auf der der Stadt zugewandten Seite des Thurmes wird in die Brüstung des Umganges 6 m über dem Erdboden eine 2 m lange und 0,70 m hohe Gedenktafel aus feinkörnigem Sandstein, ein Geschenk des Architekten W Dauber eingesetzt und an diese in der Mitte des Reliefbildes der Kaiser Wilhelm I. zu beiden Seiten mit Lorbeer- und Eichenblättern - ebenfalls aus feinem Sandstein gefügt.

    b. unter dieser Brüstung sollen drei Tafeln ebenfalls aus feinkörnigem Sandstein und zwar die obere mit der Inschrift "1870/71 starben für Kaiser und Vaterland von Marburger Söhnen", die beiden unteren seitwärts von der Mitte mit je 5 Namen der 10 im Kampf gegen Frankreich gefallenen Soldaten mit einer Umrandung in die Mauer eingelassen werden.

    c. Die Fortführung dieser Arbeiten sind dem Bildhauer Schöneseiffer übertragen worden (Preis 500-600 Mark)."
> Alle Arbeiten am Turm fanden im Jahr 1890 ihren termingerechten Abschluss. Mit den Feiern zum zwanzigjährigen Sedantages sollten verbunden werden die Einweihung des "Kaiser-Wilhelm-Thurmes" und das Gedächtnis an die im Kriege 1870/71 gefallenen Söhne Mar-burgs. Im Folgenden werden die Gestaltung der Einweihung und der Ablauf des Sedantages ausführlich dargestellt. Die zeitgenössischen Berichte der Lokalpresse sind ungekürzt. Die damalige Schreibweise ist nicht korrigiert. Die Schilderungen vermitteln einen direkten Eindruck des damaligen patriotischen Befindens der Bürgerschaft.

Am Vorabend, dem 1. September, fand bereits eine Feier auf der Cappler Höhe unter Singen von Vaterlandsliedern statt. Gleichzeitig veranstaltete der Bürger- und Nordverein eine Beleuchtung des Turmes auf Spiegelslust. Diese sollte um 9 Uhr beginnen und durch Böller-schüsse angekündigt werden.

Am 2. September starteten die Feierlichkeiten bereits morgens 6 Uhr mit dem Hornsignal Reveille durch das Musikorchesters des Gymna-siums. Zu dem Weckruf läuteten die Glocken. Danach waren Schulfeiern in allen Schulen angesetzt und eine Kranzniederlegung auf dem Friedhof. Um 1 Uhr mittags kam es zur Aufstellung des Festzuges auf der Ketzerbach. Abmarsch war um 2 Uhr.

Die Aufstellung des Festzuges erfolgte der Leitung des Turnlehrers Schneider wie folgt:
  1. Mädchenschulen:
    a) Bürgermädchenschulen unter Führung ihrer Lehrer und Lehrerinnen,
    b) Höhere Töchterschule,
    c) Freischule,
    d) Israelitische Schule,
    e) Katholische Schule
  2. Knabenschulen,
  3. Realgymnasium,
  4. Gymnasium,
  5. Universität,
  6. Vereine und
  7. Bürgerschaft.

    Den Schluss bildeten die städtischen staatlichen Behörden.
Der Festzug ging unter Vortritt der Musik und Singen einiger Vaterlandslieder von der Ketzerbach durch die Bahnhofstraße und Krummbogenweg zum Turmplatz. Der Beginn der Feier wurde durch Hochziehen der Fahne bekannt gegeben. Daraufhin läuteten alle Glocken der Stadt. Dies war mit den Kirchenvorständen vereinbart worden.

Die Feier, an der neben der gesamten Bürgerschaft auch der Königliche Regierungs-Präsident Rothe teilnahm - der Königliche Ober-Präsident hatte absagen müssen - nahm folgenden Verlauf:

Zu Beginn spielte Musik und es wurde von allen "Lobet den Herrn" gesungen. Es folgte:

  1. Übergabe des Turms an die Stadt von dem Erbauer, Herrn Weißhaupt, an den Vorsitzenden des Turmbau-Ausschusses und Vertreter der Stadt, Herrn Oberbürgermeister Schüler,
  2. Rede des Herrn Oberbürgermeisters [diese wurde am nächsten Tag in der Presse abgedruckt, d. V.},
  3. Lied: "Heil dir im Siegerkranz",
  4. Weihrede des Herrn Pastor Bernhard,
  5. Lied: "Nun danket alle Gott",
  6. Rede des Vertreters der Kriegervereine Herrn Vizebürgermeister Geh. Med.-Rat Schmidt-Rimpler,
  7. Lied: "Deutschland, Deutschland über Alles".
Zum Abschluss der Feier begab sich die Versammlung unter dem Ge-sang des Liedes: "Die Wacht am Rhein" zum Erfrischungstrunk. Ein allgemeines Volksfest fand statt mit "Jugendspielen, Conzert etc. bis abends 7 Uhr". Hiernach Rückzug in die Stadt und Festkommers der einzelnen Vereine im Saalbau und Café Quentin.

Die Oberhessische Zeitung, das führende Lokalblatt der damaligen Zeit, widmete der Turm-Einweihung mehrere Seiten, eine ansonsten unüblich große Darstellung lokaler Ereignisse.

Diesem ereignisreichen Tag hatte die Oberhessische Zeitung in dreisei-tiger Aufmachung - was für eine lokale Berichterstattung durchaus ungewöhnlich war - mehrere Beiträge, Berichte und Gedichte von Le-sern, gewidmet. Hier einige Auszüge:

"Gleichzeitig mit der 20jährigen Gedenkfeier der siegreichen Schlacht bei Sedan begeht Marburg heute einen weiteren Festakt, der mit dem Sedanfest in engster Verbindung steht und in der Geschichte der Stadt eine blei-bende ehrenvolle Stelle einnehmen wird. Es ist dieses die Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Turmes auf dem der Stadt gegenüber jenseits der Lahn gelegenen Ordenberge, - so genannt weil dieser Turm noch in ferner Zeit eine Erinnerung an den sieggekrönten Kaiser, den Gründer und Schützer des in Herrlichkeit neu erstandenen deutschen Kaiserreichs sein und ein Zeugnis davon ablegen soll, dass auch Marburg in begeisterter Dankbarkeit und unwandelbarer Treue zu seinem erhabenen Herrscherhause steht und in tiefer Verehrung derer gedenkt, welche die Einigkeit Deutschlands mit ih-rem Herzblute erkämpften.

Nachdem der bereits im Jahre 1873 begonnene erste Aufbau eines Turmes in der Sturmnacht vom 12. zum 13. März 1876 zerstört worden und der Wunsch des Wiederaufbaues ein Jahrzehnt später sowohl in der Tagespresse wie in der Bürgerschaft lebhafte Unterstützung fand, traten eine Anzahl angesehener Männer der Stadt unter Führung des Herrn Oberbürgermeister Schüler zu einem "Komitee zur Erbauung des Kaiser-Wilhelm-Turms" zusammen, um diese Sache von neuem kräftig in die Hand zu nehmen und nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten aller Art heute zu einem glücklichen Abschluss zu bringen.

Nach einem vom Herrn Kreisbauinspektor Wentzel (damals hier, jetzt in Coblenz) entworfenen Plan übernahm Herr Bauunternehmer Hch. Weis-haupt hier die Ausführung des Gesamtbaues. Am 8. Juli 1887 erfolgte der erste Spatenstich und konnte der Turm - mit kurzen Winterunterbrechun-gen der Arbeit - am 28. August dieses Jahres in allen seinen Teilen als vollendet bezeichnet werden."

Anschließend wird in dem Bericht in allen Einzelheiten auf die Konstruktion des "aus feinkörnigem Sandstein" erstellten Baues einge-gangen und alle Teile ausführlich beschrieben. Am Ende der Beschrei-bung wird aufgeführt:

"Unterhalb der Brüstung dieses Rundgangs sind das Reliefbild Kaiser Wilhelm I. sowie die Gedenktafeln mit den Namen der im Kriege von 1870/71 gefallenen Söhne Marburgs eingefügt. Von hier aus führt eine bequeme mit 13 Podesten versehene Treppe im Innern des Turms zu der mit 8 kunstvoll gemalten Fenstern (ein Geschenk des Glasermeister Herrn K. Schultz u. Sohn) versehenen Turmstube, von der man über weitere 28 Stufen zur Plattform gelangt, über welche hinweg sich noch um ein be-trächtliches das mit einem Spitzdach und einem M. (Marburg) gekröntes Ecktürmchen erhebt. …

Die Ausführung des Gesamtbaues erlitt u. a. eine ganz besondere Erschwerung dadurch, dass sämtliches Baumaterial (mit Ausnahme der Steine, welche in dem etwa 30 Meter unter der Turmsohle befindlichen Steinbruche genommen wurden) aus der Stadt den steilen Bergabhang hinaufgeschafft werden musste. Das Wasser lieferte eine unterhalb des Steinbruchs und eine im sog. "Gefälle" entspringende Quelle.

Der gesamte Rohbau des Turmes wurde von Herrn Bauunternehmer Heinrich Weishaupt ausgeführt und waren ferner an dem Ausbau desselben beteiligt die Herren Schöneseiffer (Bildhauer), Wilh. Weishaupt (Zimmer- und Schreinerarbeiten), Sieber (Schlosserarbeiten), K. J. Schultz (Glaserarbeiten), Friedr. Sauer (Malerarbeiten), Fried. Giller (Dachdeckerarbeiten), Mar-tin Werneck (Klempnerarbeiten), Engel (Blitzableiter).

Die Kosten des Gesamtbaues belaufen sich auf circa 43.000 Mark, wovon bis dahin etwa 26.000 Mk. gedeckt werden konnten und zwar durch Über-nahme des früheren verzinslich angelegten Turmbaufonds mit 3.772 Mark und 89 Pfg., durch freiwillige Zeichnungen und Büchsensammlungen 13.976,41 Mark, sowie durch einen Zuschuss der Stadt in Höhe von 6.000 Mark. Zu decken bleibt demnach noch die erhebliche Summe von etwa 16.000 Mark.

Das auf der vorderen Seite des Turmes unterhalb des ersten Rundganges eingelassenen Lorbeer- und Eichenlaub umrankte Reliefbild Kaiser Wil-helm I. ist ein Meisterwerk der Bildhauerkunst und von dem durch seine Arbeiten am hiesigen neuen Universitätsgebäude u. a. her bekannten Herrn Bildhauer Schöneseiffer hierselbst angefertigt; gleiches Interesse hinsichtlich ihrer Ausführung bieten auch die beiden von demselben Künst-ler angefertigten Gedenktafeln mit den Namen der 1870/71 gefallenen Krieger Marburgs. Es sind dies 13 an der Zahl, denen hier vereint mit ih-rem Heldenkaiser ein bleibendes ehrenvolles Denkmal errichtet worden ist, nämlich: Wilhelm Börger, Wilhelm Bromeis, Hrch. Dörrbecker, Carl Grimmell, Georg Hamel, Arthur Horstmann, Louis Jung, Baptist Junck, Christian Keuscher, Carl Münscher, Bernhard Unckel, August Weiß und Ni-kolaus Zöllmer.

Heute nun sollen die feierliche Einweihung dieses Denkmals und gleichzeitig die Übergabe desselben an die Stadt erfolgen, die sich nunmehr verpflichtet, dasselbe für alle Zeiten in würdigem und gutem baulichen Zustand zu erhalten. An der Feier selbst, die mit einem Festzuge ihren Anfang nimmt, wird sich die gesamte Schuljugend, sämtliche Vereine, die Behörden, die hier noch weilenden Studierenden - mit einem Wort "ganz Marburg" beteiligen."

Oft in den ersten Jahren nach Errichtung des Aussichtsturmes verwandte Darstellung der Szenerie

Mehrere Gedichte von wurden am 2. September 1890 in der Oberhessische Zeitung abgedruckt. Nachstehend sind sechs der insgesamt neun Strophen eines der Gedichte - mit zeitgenössischer Anmerkung - aufgeführt. Sämtliche Gedichte verdeutlichten, von Patriotismus geprägt, den Stolz der Bürger auf ihr neues Wahrzeichen.

    Kaiser Wilhelmsturm

    Nun steht er doch*) der neue Turm
    Und blickt stolz in die Lande;
    Er trotzt dem Wetter und dem Sturm
    Und macht uns keine Schande.

    Er ist aus gutem Stein gebaut
    und steht auf festem Grunde;
    von seiner Zinne trunken schaut
    das Auge in die Runde.

    Auf Stadt und Dorf im Hessenland,
    auf Wald und Feld und Wiesen;
    aus blauer Ferne wohlbekannt,
    der Berge Gipfel grüßen.

    Es ziert den Turm des   K a i s e r s   Bild,
    den Gott uns selbst erkürte,
    der Deutschlands Schwert und Deutschlands Schild
    von Sieg zu Sieg uns führte.

    Wie wird der neue Turm genannt?
    Den Kaiser noch zu preisen,
    der wie ein Turm im Sturme stand,
    soll   "W i l h e l m s t u r m"   er heißen.

    Wer sah im Schlachtenwettersturm
    Den großen Kaiser zittern?
    So stehe fest, du Wilhelmsturm
    In Sturm und Ungewittern.

    (Verfasser: Hermann Haase)

*) Das doch bezieht sich auf ein seiner Zeit im Marburger Tageblatt erschienenes Gedicht, in welchem der Wiederaufbau des Spiegelslustturmes stark angezweifelt wurde.

Die Einweihung war in einer allseits gerühmten feierlichen Form vonstatten gegangen. Es war nicht nur die Sensation des Jahres für Marburg, sondern wohl ohne Übertreibung für Marburg das Ereignis des Jahrhunderts. Vor Beginn der am nächsten Tag stattgefundenen Sitzung des Bürger-Ausschusses nahm Ausschuss-Vorsitzender Siebert das Wort und führte - wie die Oberhessische Zeitung berichtete - folgendes aus:

"Meine Herren! Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich eine Pflicht zu erfüllen. Wir stehen noch unter dem Eindrucke der wohlgelungenen Einweihungsfeier des Kaiser-Wilhelmturmes. Es ist in offizieller Rede rühmend gedacht worden der Männer, welche in werkthätiger Weise an der Errichtung dieses herrlichen, unserer Stadt zur Ehre gereichenden Bauwerkes mitgearbeitet haben, der Mann, dessen Thatkraft und Hingebung die Errichtung dieses Denkmals in seiner vollendeten Form allein und ausschließlich zu danken ist, wurde nicht genannt.

Er wünschte nicht genannt zu werden. Als erwählte Vertreter von Marburgs Bürgerschaft wollen wir an dieser Stelle das hohe Verdienst unseres Herrn Oberbürgermeisters Schüler würdigen. Ich ersuche Sie, m. H., wenn Sie mit mir einverstanden sind, mich zu ermächtigen, dem Gefühle unseres Dankes Ausdruck zu geben." Sämtliche Anwesende erhoben sich zustimmend.

Soweit die Berichterstattung zu der Einweihungsfeier des Kaiser-Wilhelm-Turmes. Wie in dem Bericht der Oberhessische Zeitung dargelegt, fehlte zu der Bausumme noch ein erheblicher Betrag. Nach der Einweihung wurden tatkräftig weitere Spenden eingesammelt.

Im April 1891 erfolgte eine Revision der Kosten. Die Summe für den Bau beliefen sich demnach auf 39.280,27 Mark. Das Comité sum-mierte die Einnahmen und eine Aufstellung ergab, dass trotz eines Beitrages aus der Stadtkasse noch die Summe von 2.751,94 Mark ungedeckt blieb.

In der Zeit nach diesem Jahr war jedoch durch weitere Spenden ein Ausgleich erreicht worden. Der Bürgerschaft in Marburg war es gelun-gen, aus eigener Kraft ein neues Wahrzeichen der Stadt zu errichten. Es sollte ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Besucher der Stadt werden.

... ...


(die zum Text gehörigen Anmerkungen sind nicht aufgeführt)