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"Auch bei dem diesmaligen Bachfeste sind wieder außer der Teilnahme am Festzug besondere Veranstaltungen für die Jugend geplant. Und dass sich die Ketzerbächer Jugend nicht vermindert hat, zeigte sich gestern Nachmittag. Auf der Ketzerbach hatten sich, der Aufforderung des Bachfest-Komitees folgend, wohl 5-600 Mädchen und Knaben eingefunden, um sich in die Festlisten eintragen zu lassen. Und nun heißt es fleißig geübt - die größeren Kinder können´s wohl noch: Der Ketzerbach ein Hujaja, Hujaja, Hujaja, Der Ketzerbach ein Hujaja, Hujajajaja - Hujajah!!" Das vorgesehene Programm wird aus der in den letzten Wochen des Juli 1914 mehrmals in den damaligen Lokalzeitungen "Oberhessische Zeitung" und "Hessische Landeszeitung" veröffentlichten Anzeige ersichtlich: Doch es kam anders. Ab Samstag, 1. August 1914, stand das Deutsche Reich im Krieg. Nach Mobilmachung und Kriegserklärung an Russland wurden von Berlin aus massive Direktiven erteilt, die das Reich in den Kriegszustand versetzten. Dies betraf auch das kleine Marburg. Bereits am Samstag wurde per Anzeige den Marburgern mitgeteilt, dass das Bachfestkomitee sich "in Folge der gegenwärtigen kritischen Zeitlage veranlasst sieht, das auf den 2. und 3. August d. J. angesetzte Bachfest zu verschieben. Die bereits ausgegebenen Karten und Bändchen behalten ihre Gültigkeit. Näheres wird bekannt gegeben." Niemand konnte zu dieser Zeit ahnen, dass ganz schwere Zeiten kommen sollten. Und dass der als kurzer Krieggang angekündigte Feldzug nach Frankreich und Russland in Tod, Chaos und schwerer Not münden würde. Es sollte 15 Jahre dauern, bis wieder auf der Ketzerbach ein Fest zur Erinnerung an die Überwölbung der Bach stattfinden sollte. Abschließend zum Bachfest 1914 erfolgte am 15. August 1914 eine kurze Meldung in der Oberhessische Zeitung: "Vorschlag: Ein Bewohner der Ketzerbach regt an, die zum Zwecke des Bachfestes gesammelten Gelder dem Roten Kreuz bzw. hilfsbedürftigen Familien der in den Kampf gezogenen Krieger zuwenden zu wollen." Vorausgegangen war die Veröffentlichung langer Spenderlisten für die Unterstützung der Kriegerfamilien. Infolge des Einzugs bei der Mobilmachung waren unzählige Männer an der Front und ihre Familien litten bittere Not. Einige der Ketzerbächer Bürger kamen dieser Aufforderung aus patriotischen Gefühlen heraus nach, andere ließen sich die eingezahlten Beträge auszahlen. Als Nachtrag sei noch angegeben, dass in den Aufstellungen von Hermann Bauer und Dr. Ulrich Hussong (Stadtschrift: Ketzerbachüberwölbung) das Bachfest von 1914 als "stattgefunden" verzeichnet ist. Leider entsprechen diese Meldungen nicht der Wahrheit. |